"Kein Mensch kann vom Mindestlohn leben"

Er fordert höhere Mindestlöhne für Arbeitnehmer und höhere Steuersätze für Reiche: Ernst Prost, Chef des Schmierstoffspezialisten Liqui Moly ist bekannt für sein soziales Engagement – und eine klare Sprache: "Jeder Mensch, der einer vernünftigen Arbeit nachgeht, muss von seinem Gehalt, von seinen Löhnen entsprechend gut leben können."

Dies sei die Position eines Unternehmers, der sein Unternehmen verkauft hat, aber immer noch dafür Sorge trage, dass dieser Grundsatz eingehalten wird. Ein Unternehmer trage Verantwortung für die Menschen, "die seinen Geldbeutel regelmäßig wieder füllen".

Er selbst verdanke sein Vermögen seinen Mitarbeitern: "Diese Menschen haben mich durch ihre Arbeit reich gemacht." Dann sei es nur vernünftig, dass ihnen über Gewinnprämien und vernünftige Löhne auch ein Teil des Gewinns zufließe.

Viele Großkonzerne machten sich über internationale Steuerschlupflöcher noch reicher als sie ohnehin schon seien. Dann sollten sich diese Unternehmen wenigstens an die Spielregeln halten und ihren Beschäftigten Löhne und Gehälter zahlen, die den Leistungen und dem Kostenniveau angepasst seien.

Doch in der Realität werde "getrickst, da werden nach allen Regeln der Kunst Gewinne verschoben, die dann auch dem Staat in Form von Steuern fehlen" kritisiert Prost. Es werde mit Mindestlöhnen gearbeitet, aber "kein Mensch kann von einem Mindestlohn leben".

Der Staat und damit alle Bürger könnten sehr viel Geld sparen, das in soziale Umverteilungsmechanismen fließe, wenn die Unternehmen von vorneherein vernünftige Gehälter zahlen würden.

Seine Motivation sei "die Verantwortung von Menschen, denen es gut geht. Ich kann doch nicht nur meine Taschen vollstopfen und die anderen, die diesen Weg mitgegangen sind und genauso hart gearbeitet haben wie ich, einfach hinten runterfallen lassen."

Für Prost ist es eine Frage "von Moral, von Ethik, ja von Nächstenliebe, wie ein Unternehmer mit seinen Leuten umgeht". Er könne sich nicht erklären, warum so wenige Unternehmer diesen Grundgedanken umsetzten.

Insbesondere bei börsennotierten Unternehmen sei der Egoismus sehr ausgeprägt, aber bei privat wirtschaftenden Mittelständlern "weiß ich von der Bereitschaft, mehr an die eigene Mannschaft zu geben, als sie vielleicht über Tarifverträge geben müssten".

Ihn selbst habe seine Herkunft geprägt, deshalb habe er nicht vergessen, welche Nöte die kleinen Leute haben. Wer sich nur unter seinesgleichen bewege, verliere den Bezug zur Basis, und damit das Verständnis, wie wichtig Geld für diese Menschen sei.

"Ich gebe gerne Geld aus - in Form von Prämien oder ich spende an meine eigenen Stiftungen." Darüber hinaus leiste er sich aber auch, in einem Schloss zu wohnen, fahre Auto und Motorrad und zweimal im Jahr in den Urlaub.

Wer sich etwas erarbeitet habe, verdiene nicht Mißtrauen oder Neid, weil dies den "Mechanismus des Strebens" aushebele. Und dann habe "keiner mehr Bock auf Arbeit, auf Leistung, auf Verantwortung."

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