Herr de Rooij, woher bezieht TomTom sein Datenmaterial für die Karten?
TomTom bezieht das Datenmaterial für seine Karten aus zahlreichen Quellen. Die wichtigste Quelle sind die Messfahrzeuge, die Meter für Meter die Straßen abfahren und die mit 360 Grad Kamera, Laserscanner für 3D-Aufnahmen, GPS-Empfänger und Odometer ausgestattet sind. Tagtäglich werden so mehrere 100 Gigabyte an Daten gesammelt. Weitere Quellen sind Satellitenbilder, sind Straßenämter, Katasterämter oder Landesmeldestellen, die Informationen über Baustellen und Sperrungsmeldungen bereitstellen. Zudem spielen durch Crowdsourcing gewonnene Daten eine immer größere Rolle: Die GPS-Daten, die wir von unserer großen Nutzer-Community erhalten, ermöglichen es uns, Straßenveränderungen zu erkennen, während ausführliche Daten von Autosensoren immer genauere Kartenaktualisierungen möglich machen werden.
Welche Kriterien erfüllen die Karten, die sie für das autonome Fahren zur Verfügung stellen?
High Definition (HD) Karten für autonome Fahrzeuge unterscheiden sich deutlich von den für die Navigation verwendeten Standard Definition Karten. Standardkarten werden in der Navigation verwendet, um von A nach B zu kommen. HD Karten hingegen werden eingesetzt, um eine detaillierte Wegplanung zu ermöglichen, die Wahrnehmung der Umgebung zu unterstützen und dem Fahrzeug zu ermöglichen, sich präzise auf der Straße zu lokalisieren. Für diese Anwendungen müssen HD Karten genauer sein, über mehr Bezugspunkte verfügen und häufiger aktualisiert werden.
Worin unterscheidet sich das von Ihnen bereitgestellte Kartenmaterial beim autonomen Fahren vom Wettbewerb?
TomTom hat im Laufe der Jahre in eine Plattform zur Erstellung von Karten investiert, die es ermöglicht, Karten zu erstellen und auf dem aktuellen Stand zu halten. Hierzu nutzen wir die bereits genannten zahlreichen Quellen. Darüber hinaus bietet unsere HD Karte ein vollständiges Mehrebenensystem für ADAS- und AD-Anwendungsfälle und ermöglicht die Korrelation und Lokalisierung mit allen Arten von Sensoreinstellungen. Und zu guter Letzt bieten wir mit TomTom AutoStream ein intelligentes Auslieferungssystem, durch das sichergestellt ist, dass fahrzeuginterne Systeme immer auf die neuesten HD Kartendaten zugreifen können.
Wie schützen Sie sich bei Over-the-Air-updates vor Hackerangriffen?
Wir arbeiten ausschließlich mit ausgewählten Tier1-Lieferanten der Autohersteller zusammen, um unsere Kartendienste in ihr AD System zu integrieren, das eine sichere Verbindung zu unserer Cloud über einen Hersteller-gesteuerten Server sowie Maßnahmen zur Gewährleistung der Integrität und Authentizität der Kartendaten beinhaltet.
Welche weiteren Herausforderungen müssen auf der Kartenseite beim Thema autonomes Fahren für die Zukunft noch gelöst werden?
Die größte Herausforderung bei HD Karten für autonome Fahrzeuge - heutzutage und zukünftig - besteht darin, sie skalierbar zu gestalten und auf dem aktuellen Stand zu halten. Für das Erstellen von weltweit skalierbaren HD Karten müssen alle Prozesse und Hilfsmittel vorhanden sein, um eine umfassende Karte des Straßennetzes in HD zu vertretbaren Kosten liefern zu können. Viele Mapping-Unternehmen und Startups sind in der Lage, HD Karten für kurze Streckenabschnitte einmalig zu erstellen. Jedoch braucht es ein ganz anderes Setup und Know-how, um diese Karten zu erstellen und in entsprechendem Umfang zu pflegen, und das ist bei TomTom der Fall.
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