Daimler-Chef Ola Källenius verschärft das Tempo bei der Umstellung auf die E-Mobilität deutlich. Nach Informationen der Automobilwoche soll das Unternehmen noch vor Ende des Jahrzehnts auf ein Verbrenner-Aus vorbereitet sein. "Wir wechseln von EV first zu EV only", sagte ein hochrangiger Manager der Automobilwoche. Dies bedeutet, dass jede Baureihe eine vollelektrische Version hat und Produktion, Vertrieb und Strukturen so umgestellt sind, dass ein hoch profitables Geschäft ohne Diesel und Benziner möglich ist. Auch Plug-In-Hybride könnten nach 2030 keine Rolle mehr spielen.
Damit wäre Mercedes mindestens auf Augenhöhe mit anderen Autobauern wie Ford oder Stellantis, die ähnliche Pläne angekündigt haben. Bisher rechnete Daimler lediglich damit, dass Ende des Jahrzehnts mehr als 50 Prozent des Pkw-Absatzes auf Plug-In-Hybride oder rein elektrische Fahrzeuge entfallen. Details zum Vorhaben will Källenius auf einem Strategietag am 22. Juli vorstellen. Der Schwenk dürfte auch getrieben sein durch die drohenden schärferen CO2-Vorgaben der Europäischen Union.
Ein konkretes Datum für den Abschied vom Verbrenner wird es aber nicht geben, da der Antrieb je nach Lade-Infrastruktur in einigen Märkten auch nach 2030 noch gefragt sein dürfte und die entsprechenden Modelle länger laufen. Es gilt jedoch als unwahrscheinlich, dass etwa die aktuelle S-Klasse oder die C-Klasse einen Nachfolger mit Verbrennungsmotor erhalten. Daimler plant für das Jahr 2024 die Einführung neuer Plattformen für weitere elektrische Modelle sowie ein eigenes Betriebssystem.
Källenius stellt in der Strategie zudem womöglich den Einstieg in eine eigene Zellproduktion in Aussicht, die vom Betriebsrat schon lange gefordert wird. Bisher hatte das Unternehmen dies abgelehnt und auf die Kooperation mit Partnern wie CATL oder Farasis vertraut. Lediglich eine Pilotproduktion sowie eine Forschungseinheit für Zellen sind für das Werk in Stuttgart-Untertürkheim geplant.
Von dem Strategiewechsel zunächst unberührt bleibt das Ziel, bis 2039 das komplette Unternehmen samt Lieferkette CO2-neutral zu machen. Auch hier hatte Källenius aber bereits angedeutet, dass es schneller gehen könnte. Die Produktion wird bereits zum Jahr 2022 klimaneutral.
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Aus dem Datencenter:
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