Daimler-Chef Ola Källenius ist wirklich nicht zu beneiden. Gleich bei seiner ersten Bilanz an der Spitze des Dax-Konzerns musste er der Öffentlichkeit schlechte Zahlen präsentieren. Rückstellungen für die Dieselkrise, verpatzte Produktanläufe und die hohen Kosten für Elektromobilität haben den Gewinn um über die Hälfte einbrechen lassen.
Natürlich kann der gebürtige Schwede dafür nur bedingt etwas. Es war sein Vorgänger Dieter Zetsche, der für die Abgasmanipulationen bei älteren Dieselfahrzeugen verantwortlich war, die Umstellung auf Elektromobilität verschlafen hat und am Ende seiner Amtszeit die Kosten nicht mehr so richtig im Blick hatte. Auch andere Einflüsse wie das Desaster mit den Takata-Airbags sind nicht hausgemacht.
Aber es gab auch ungewohnte Fehler im Unternehmen selbst. Dazu zählen verpatzte Serienanläufe wie beim GLE oder dem Sprinter in den USA sowie die krasse Fehleinschätzung, dass die Welt auf einen Pick-up wie die X-Klasse von Mercedes wartet. Statt schon längst das ausufernde Produktportfolio zu bereinigen, konkurrieren bei den Kompaktwagen nun acht Modelle um die Gunst der Kunden.
Källenius bleibt nichts anderes übrig, als das Ruder nun schnell herumzureißen. Mit dem beschlossenen Sparprogramm und dem Stellenabbau hat er bereits erste Schritte eingeleitet. Doch die wirken noch zu zögerlich, um im Existenzkampf der Zukunft auch gegen neue Player aus China und dem Silicon Valley bestehen zu können. Stattdessen braucht es einen echten Befreiungsschlag wie beispielsweise eine umfassende Kooperation mit BMW. Die Schonzeit für Källenius ist vorbei. Jetzt muss er liefern.
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