Eigentlich wollte Ola Källenius sein Sparprogramm und die Strategie für die nächsten Jahren erst in der kommenden Woche den Investoren erläutern. Nun aber sind bereits erste Details durchgesickert. Und die haben es in sich. 1100 Stellen von Führungskräften sollen gestrichen werden. Dazu fordert Källenius von allen Beschäftigten, auf die für 2020 vorgesehene Tariferhöhung zu verzichten.
So smart und freundlich der gebürtige Schwede meist auftritt, so knallhart will er nun das Unternehmen wieder auf Profitabilität trimmen. Das hatte sich schon früher in der Woche angedeutet, als der Betriebsrat angesichts der stockenden Verhandlungen um die Vergabe von Zukunftskomponenten für die E-Mobilität im Werk Untertürkheim ungewöhnlich scharf protestierte. Eine Fremdvergabe sei nicht tolerabel hieß es da.
Doch Källenius machte auf dem Automobilwoche Kongress unmissverständlich klar, dass er ausschließlich nach wirtschaftlichen Kriterien entscheidet. "Renditen aufrecht zu erhalten bei hohen Kostenstrukturen ist schwierig. Also gilt es, Kostenstrukturen zu verbessern", sagte er da.
Damit macht es Källenius seinem Vorgänger Zetsche nach. Auch der hatte kurz nach seinem Amtsantritt den Abbau von Tausenden Stellen in der Verwaltung verkündet. Da war die Situation nach der gescheiterten Fusion mit DaimlerChrysler jedoch eine andere, dem Konzern ging es deutlich schlechter als jetzt.
Damals applaudierten die Beschäftigten auf einer Betriebsversammlung, als Zetsche ihnen den geplanten Jobabbau mitteilte. Angesichts noch immer sprudelnder Milliardengewinne darf Källenius mit ähnlicher Unterstützung kaum rechnen. Das bisher harmonische Verhältnis zwischen Arbeitnehmern und Unternehmensleitung dürfte auf eine erste harte Bewährungsprobe gestellt werden. Noch ist nicht klar, wer aus dem Kräftemessen als Sieger hervorgeht.
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