Jochen Kirchhoff feiert seinen 90. Geburtstag

Jochen Kirchhoff feiert am 21. April seinen 90. Geburtstag. Der Vorsitzende des Beirates und des Gesellschafterkreises der Kirchhoff Gruppe hat das Familienunternehmen aus dem Sauerland entscheident geprägt und zu einem weltweit tätigen Automobilzulieferer geformt. 2016 erzielte die Gruppe mit rund 11.500 Mitarbeitern fast zwei Milliarden Euro Umsatz. In 18 Ländern gehören 51 Werke zur Kirchhoff Gruppe.

Kirchhoff gilt als Familienmensch, aber auch als jemand, der den Wettbewerb unter seinen Kindern gefördert hat. „Ich habe immer eine Stoppuhr in der Tasche gehabt“, erinnert sich Kirchhoff. „Sie wollten sich aneinander messen und sollten auch Rivalität entwickeln. Wir hatten sogar einen Hindernisparcours im Garten aufgebaut.“

Doch neben dem Wettbewerb ist auch der Teamgedanke in der Tradition der Familie Kirchhoff fest verankert. Gefördert wurde die Fähigkeit, konstruktiv kritisieren zu können und Kritik auch anzunehmen. „Kritik muss so geäußert werden, dass sie erträglich und nicht beleidigend ist. Wohlwollend eben“, erklärt Kirchhoff.

Seit mehr als 50 Jahren arbeitet er in dem Unternehmen, das seinen Familiennamen trägt. Die Geschäftsführung hat er schon vor Jahren an seine Söhne Arndt, Johannes und Wolfgang übertragen. Dieser Schritt geschah ganz bewusst: „Man muss beizeiten loslassen können, bereit sein, sich wirklich zurückzuziehen und die Verantwortung abgeben“, ist er überzeugt.

Dennoch steht Kirchhoff dem Unternehmen mit seiner Erfahrung noch immer als Vorsitzender des Beirates und des Gesellschafterkreises zur Verfügung. Und mit seiner Begeisterung: „Man muss gerne Unternehmer sein“, ist er überzeugt. Bei allen Höhen und Tiefen, bei der Freude über den Erfolg und beim Kummer über den Misserfolg. Diese gestalterische Aufgabe, ein Unternehmen zu führen, gelte es weiterentwickeln. Dabei sollen immer wieder neue Impulse gesetzt und Ideen kreiert werden. „Und das im Bewusstsein, dass man alleine wenig bewirken, sondern nur im Team erfolgreich sein kann“, so Kirchhoff.

Den Einsatz für die Beschäftigten hält er daher für die wichtigste Eigenschaft eines erfolgreichen Unternehmers. Dieses Engagement erstreckt sich auch über die Grenzen des Unternehmens hinaus, zum Beispiel in Form der gemeinnützigen Arbeit der Dr. Kirchhoff Stiftung.

Auf eine Interviewfrage nach dem schönsten Ereignis in seinem Berufsleben hat Kirchhoff einmal in seiner Antwort die beide Sphären Familie und Unternehmen zusammengebracht: „Das war der Zeitpunkt, als mein erster Sohn Arndt ins Unternehmen eingetreten ist. Von da an hatte ich einen Gesprächspartner mit den gleichen Zielen und Interessen wie ich.“

Ein Unternehmen ist für Kirchhoff keine Privatangelegenheit, sondern eine verpflichtende gesellschaftliche Aufgabe. Nicht kurzfristiges Erfolgsdenken, sondern nachhaltige und langfristige Strategien und Ziele seien zugrunde zu legen, ist er überzeugt. Maßgebend ist für ihn das Firmeninteresse, hinter dem das Eigeninteresse der Gesellschafter zurückzutreten habe.

Als Erfolgsfaktoren in der Unternehmensführung nennt Kirchhoff, nicht zu lange an durch Marktveränderungen rückläufigen Produktprogrammen festhalten, rechtzeitig Neues zu wagen, ständig an Innovationen zu arbeiten und Modernisierungsinvestitionen zu tätigen. Vor allem nicht den Einstieg in neue Märkte zu scheuen.

Bei einem Engagement im Ausland sollte man es unbedingt vermeiden, als deutsche Besserwisser aufzutreten. Kirchhoff beschäftige daher in seinen weltweiten Standorten möglichst ausschließlich lokales Management und Fachpersonal. „Damit haben wir in den letzten 20 Jahren sehr gute Erfahrungen gemacht.“

Damit das Unternehmen auch in Zukunft familiengeführt bleibt, haben die Gesellschafter vorgesorgt: So werden seit einigen Jahren sogenannte „Next Generation Days“ an den Standorten im In- und Ausland der Kirchhoff-Gruppe veranstaltet, um die Enkelkinder mit dem Geschehen in der Gruppe vertraut zu machen.

Nach seinem Abitur studierte Jochen Kirchhoff von 1946 bis 1950 Berg- und Maschinenbau an der T.U. Clausthal. Nach dem Abschluss als Dipl.-Ing. schloss Kirchhoff von 1950 bis 1952 ein Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Universität Köln an. 1953 folgte die Promotion zum Dr.-Ing. an der T.U. Clausthal.

Seine berufliche Laufbahn begann er bei der Deutsche Babcock AG. Nach verschiedenen Führungsfunktionen wurde er dort 1963 in den Vorstand berufen, dem er bis 1968 angehörte. Von 1968 bis 1992 war er Inhaber und Geschäftsführer des Familienunternehmens Stephan Witte & Comp. in Iserlohn. Von 1993 bis 2006 leitete er als Vorsitzender der Geschäftsführung die Kirchhoff Gruppe in Iserlohn. 2007 wurde er Vorsitzender des Beirates und des Gesellschafterkreises.