Sexy Weltverbesserer – dieses Image soll dazu beitragen, genügend Fachkräfte zu bekommen. "Unabhängig von Einkommen und Arbeitsbedingungen ist es vor allem Prestige und die Chance, Zukunft maßgeblich mitzugestalten, die Menschen dazu motiviert, für ein Silicon-Valley-Unternehmen zu arbeiten", sagt Jan Müller, Experte der Personal- und Organisationsberatung Korn Ferry. Grünheide liege sehr nah an Berlin, tägliches Pendeln sei möglich: "Es gibt kein klassisches Provinz-Problem."
Der Fachkräftemangel ist jedoch auch im Jahr 2020 allgegenwärtig. "Nach wie vor ist es allerdings nicht leicht, digitalaffine Spezialisten zu finden. Das gilt für alle Branchen, insbesondere im Automotive-Umfeld. Wer möchte, hat schon einen Job – auch in der Corona-Krise", sagt Müller.
Daher ist die Herausforderung groß, vor allem in der Kürze der Zeit. Der Korn-Ferry-Experte: "Zum einen sind viele Bewerbungen von Kandidatinnen und Kandidaten zu erwarten, die nicht relevant sind. Diesen Bewerbungsansturm gilt es zu bewältigen. Zum anderen müssen diejenigen, die wirklich interessant sind, direkt angesprochen und überzeugt werden."
Und so viele Fans Tesla auch hat: Musk gilt nicht gerade als einfacher Chef. Im laufenden Jahr hat der Branchenrockstar schon eine ganze Reihe von Managern und Topingenieuren verschlissen. Auch die Europa-Chefs halten sich nicht lange. Aktuell ist kein Europa-Chef bekannt.
Negative Berichte über das "Hire & Fire"-System machten die Runde. Das drückt wiederum aufs Image.
Während des Lockdowns klagten Tesla-Werksarbeiter öffentlich über schlechte Arbeitsbedingungen, während sich Musk mit den US-Behörden anlegte, weil er die Corona-bedingten, auferlegten Vorsichtsmaßnahmen nicht hinnehmen wollte. Musk ist selbst Workaholic, und das erwartet er auch von seinen Mitarbeitern.
Das ist dem Ruf des Unternehmens nicht zuträglich, und das könnte nun die Mitarbeitersuche erschweren. Musk hatte jüngst so etwas wie eine Charmeoffensive für Grünheide gestartet, kam selbst vorbei und twitterte fröhlich auf Deutsch: "Bitte arbeiten Sie bei Tesla Giga Berlin! Es wird super Spaß machen!"
Zuvor hatte Musk schon auf Twitter gepostet, wie das Werk einmal aussehen soll. Zudem fragte er seine Fans, ob unter der Gigafactory nicht eine "Mega-Rave-Höhle" entstehen solle, mit "epischem Soundsystem und Woofern von der Größe eines Autos". Auch die martialische Band Rammstein werde eingeladen.
90,2 Prozent der Fans waren dafür.
Dieser Text stammt aus dem aktuellen Karriereführer der Automobilwoche. Wenn Sie mehr lesen möchten, klicken Sie hier.
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