Der Diesel erlebt diese Tage ein kleines Comeback. Denn allen Diskussionen um Fahrverbote zum Trotz hat der Fahrzeugvermittler MeinAuto.de im November den vierten Monat in Folge steigendes Interesse an Selbstzündern registriert. Aktuell macht er 25,31 Prozent der Anfragen auf der Plattform aus. Das sind fast dreieinhalb Prozent mehr als beim Tiefststand im Juli. "Wir spüren nach wie vor eine Verunsicherung der Interessenten beim Thema Diesel. Dennoch ist eine leichte Erholung der Nachfrage messbar", sagt MeinAuto.de-Geschäftsführer Alexander Bugge. "Der Diesel macht wieder etwas an Boden gut."
Der Anstieg ist umso bemerkenswerter, wenn man sich den Verlauf der Nachfrage seit Beginn der Dieselkrise im September 2015 betrachtet (siehe Grafik unten). Denn seither hatte sich der Dieselanteil auf der Plattform in etwa halbiert. "Der extreme Rückgang der Nachfrage nach Dieselfahrzeugen scheint vorerst gestoppt", analysiert MeinAuto.de die eigenen Zahlen. "Mit diesem beginnenden Seitwärtstrend setzt sich ein Muster fort, das bereits mehrmals in den vergangenen zwei Jahren zu beobachten war. Kurz nach Bekanntwerden der Manipulationen an VW-Dieselmodellen begann am 18. September 2015 der Negativtrend für den Dieselantrieb. Hier folgte auf den Einbruch zunächst eine leichte Stabilisierung auf niedrigem Niveau. Dies wiederholte sich in der Folge durch die anhaltenden Diskussionen um Abgaswerte und in jüngerer Vergangenheit dann erneut während der Debatte um mögliche Fahrverbote in deutschen Innenstädten." Entscheidend für die weitere Entwicklung könnten demnach die Ergebnisse des zweiten Dieselgipfels mit den von möglichen Fahrverboten betroffenen Kommunen sein.
Dass die Dieselanteile in der Neuzulassungsstatistik des Kraftfahrtbundesamts zuletzt weiter fielen und mit einem Anteil von 34,9 Prozent im Oktober deutlich über dem bei MeinAuto.de beobachteten Wert liegt, ist dabei kein Widerspruch zu den Beobachtungen des Vermittlers: Eine Veränderung in der Nachfrage würde sich zuerst bei den Anfragen, dann bei den Vertragsabschlüssen und schließlich, der Lieferfristen für Neuwagen wegen, erst mit einigen Monaten Verspätung in den Zulassungen niederschlagen. Der im Vergleich zu den Neuzulassungen dennoch niedrigere Diesel-Anteil erklärt sich dadurch, dass Onlinevermitter wie MeinAuto.de vor allem von Privatkunden genutzt werden. Bei ihnen ist der Dieselanteil typischerweise niedriger als bei Geschäftskunden.
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