Nvidias Umsatz-Dynamik stagniert. Nvidia-Chef Jensen Huang erklärt das damit, dass sich Nvidias Fokus gerade vom Infotainment weg bewegt hin zum autonomen Fahren. Erklären Sie mir das.
Als wir damit angefangen haben, Hersteller mit Chips zu beliefern, kam Infotainement erst langsam auf. Es ging los mit Betriebssystemen für Navigationssysteme und Radio im Auto. Das war unser Türöffner für die Autoindustrie. Mittlerweile aber verdienen wir damit kein Geld mehr und haben uns deshalb vom Unterhaltungsgeschäft abgewandt. Das sehen Sie in unseren Zahlen.
Aber weil wir wissen, dass wir mehr können, bringen wir beispielsweise künstliche Intelligenz ins Cockpit von Mercedes. Und mit unseren Supercomputern machen wir Autos zu Highspeed-Rechnern auf Rädern. Bis sich das aber in unseren Zahlen wiederspiegelt, dauert es noch gut ein Jahr.
Automatisiertes Fahren kommt 2020/2021 sagen die Autobauer – und zwar mit Level drei und vier, ein paar Jahre später dann mit Level fünf. Jensen Huang hingegen sagt immer wieder, es käme schon 2019. Was ist wahr?
Es geht nicht um alles oder nichts, sondern es geht darum, das jetzige Level zwei in die nächste Stufe zu bringen. Und mit unseren Computern, die wir jetzt an Zulieferer und Hersteller ausliefern, können sie die nächste Stufe konzipieren. Wir liefern den Tech-Part – und der ist aus unserer Sicht für autonomes Fahren schon 2019 bereit für die Serie. Was Regulatorien und Gesetze angeht, was das Implementieren in Fahrzeuge angeht, steht auf einem anderen Blatt.
Wie wird man die Technologie umsetzen? Waymo, Uber, Lyft und Co wollen schon sehr bald in Städten vollautomatisiert fahren.
Der Ansatz ist gut, erst einmal klein anzufangen und zunächst von Punkt zu Punkt dem Computer eine Strecke vorzugeben, die er dann abfährt. Womöglich auch ohne große Hindernisse. Das kann in einem Industriegebiet sein, aber auch an Flughäfen, auf einem Uni-Campus oder in Disney-World. Die Menschen werden sich daran gewöhnen und irgendwann fragen: Warum gibt es das nicht in der Stadt. Dann ist die Zeit reif.
Nvidia führt ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Intel. Was macht Nvidias Supercomputer aus Ihrer Sicht zur Nummer eins, an der die Autoindustrie nicht vorbei kommt?
Automatisiert fahrende Autos fahren nur dann, wenn die Daten aus Kamera, Radar und digitalen Karten die Echtzeit abbilden und damit das Auto leiten können. Das nennt sich Sensor-Fusion. Um diese Daten in Echtzeit zu sammeln, sie übereinander zu legen und daraus Handlungen abzuleiten braucht es einen Supercomputer. Er ersetzt künftig viele, wenn nicht sogar alle Steuergeräte, die nicht mehr dezentral im Fahrzeug verteilt verbaut sind, sondern in Form von Apps und Software über unseren Supercomputer laufen – also über die Plattform Drive Xavier mit dem dazugehörigen Betriebssystem. Naja, und wir glauben, unser Supercomputer ist der Beste.
Sie liefern nur Supercomputer und Betriebssystem. Haben Sie keine Lust, künftig auch Sensoren und Kameras zuliefern?
Nein. Wir bleiben bei dem, was wir gut können – und das sind Grafikchips und Betriebssysteme. Wir haben uns jetzt stark gewandelt, weil wir einen starken Fokus auf die Autoindustrie setzen. Da mussten wir an unseren Boards, an unserer Hardware viel verändern, weil sie natürlich nicht beliebig groß sein darf – im Auto ist ja nicht viel Platz. Und sie darf nicht heiß werden, sonst muss man sie ständig kühlen. Und den Stromverbrauch mussten wir auch sparsam gestalten. Uns jetzt noch bei der Gestaltung von Sensoren zu versuchen – wäre nichts für uns. Das können andere besser.
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