Wenn es um Software-Lösungen für das Auto geht, suchen die deutschen Hersteller meist in den USA oder in Israel nach Partnern, wo sich Tech-Konzerne und Start-ups auf die neuen Technologien für das autonome Fahren und datenbasierte Geschäftsmodelle stürzen. Doch auch in Deutschland tut sich was. Einer der neuen Player heißt Incari und kommt aus Berlin.
Das Start-up hat sich auf die Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine konzentriert und will mit einer Entwicklungsplattform und einem Betriebssystem unter anderem Infotainment-Lösungen beschleunigen. Bei einer Finanzierungsrunde hat das Unternehmen mit 25 Mitarbeitern nun 15 Millionen Euro eingesammelt. Zu den Investoren gehört auch Risikokapitalgeber Lukasz Gadowski, der unter anderem mit StudiVZ und Delivery Hero sein Vermögen gemacht hat.
"Incari kann überall dort zum Einsatz kommen, wo Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine notwendig sind", sagt Osman Dumbuya, CEO und Gründer von Incari. "Wir bieten eine unkomplizierte Plattform, über die Entwickler und Designer gemeinsam und vom Prototyping beginnend zusammenarbeiten können." Neben der Autoindustrie hat Dumbaya auch zunehmenden Bedarf etwa in den Bereichen Gesundheit, Bau oder Luftfahrt ausgemacht. Erste namhafte Kunden sind bereits gewonnen. So wird die Incari-Software im Elektro-Supersportwagen von Anton Piech zum Einsatz kommen, der auf der IAA im September präsentiert werden soll. Auch das Infotainment-System im Porsche Taycan stammt dem Vernehmen nach von dem Start-up aus Berlin.
Während bisher die Autohersteller meist bestehende Systeme bei neuen Modellen nur leicht verändert haben und die Komplexität daher immer weiter zunahm, wählt Incari einen revolutionären Ansatz, der sich am Elektropionier Tesla orientiert. Alle Beteiligten sollen die Benutzeroberfläche konsequent vom Nutzer her denken und dabei möglichst einfach und ohne große Programmierkenntnisse zusammenarbeiten können. Das schließt verschiedene Formen der Steuerung wie Touch-Screen, Gesten oder neuronale Schnittstellen mit ein. Ein konsequent dreidimensionaler Ansatz soll die Restriktionen bisheriger Ansätze überwinden. Zu den Entwicklungspartnern von Incari zählen das Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation der Fraunhofer Gesellschaft sowie das Daimler Center for Automotive IT Innovations.
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