Am 17. April feiert Ferdinand Piech seinen 80. Geburtstag. Vieles von dem, was er sich in seinem Leben aufgebaut hat, wird dann wohl schon nicht mehr Teil davon sein.
Der ehemalige Vorsitzende des VW-Aufsichtsrats und auch vormalige Vorstandsvorsitzende des VW-Konzerns will sein Aktienpaket an der Porsche SE, der Hauptanteilseignerin des VW-Konzerns, verkaufen.
Der Bruch zwischen Volkswagen und Piech vollzog sich in den vergangenen Monate schleichend. Jetzt ist er endgültig. Auf der einen Seite steht der Konzern und die verbliebenen Mitglieder der Porsche-Piech-Familie auf der anderen Ferdinand Piech und seine Ehefrau Uschi, die er so gerne als Aufsichtsratsvorsitzende installiert hätte.
Alles begann mit dem denkwürdigen Satz: "Ich bin auf Distanz zu Winterkorn." Nur Piech selbst weiß, was ihn zu dieser Aussage verleitet hat. Wusste er zu diesem Zeitpunkt bereits über die sich anbahnende Katastrophe in den USA Bescheid, wo Dieselfahrzeuge mit einer nicht gesetzeskonformen Software ausgerüstet worden waren?
Oder wollte er schlicht lieber seine Ehefrau an der Spitze des Aufsichtsrats installieren, die ihm bei aller demonstrierten Vertrautheit mit dem damaligen VW-Chef Martin Winterkorn natürlich doch noch näher steht? Spekuliert wurde viel.
Auch über einen "geheimen Plan" des Strategen Piech, der in seinen Jahren als VW-Chef gerne in der Manier großer Kriegsherren vor die Kamera trat, wurde spekuliert. Der "Alte" hätte noch was in petto. Ein "Piech" tut nichts unüberlegt. Tatsächlich? Früher mag er dieser Mann gewesen sein.
Denkwürdig etwa jener Auftritt auf einer Pressekonferenz Mitte der Neunziger Jahre als sich Piech zur Lopez-Affäre äußerte. Piech hatte damals den General-Motors-Einkaufschef José Ignacio López abgeworben, um das neue Vorstandsressort Produktionsoptimierung und Beschaffung zu besetzen. Wenig später stellten GM und deren Tochter Opel Strafantrag gegen López wegen des Verdachts auf Geheimnisverrat. Es folgte ein jahrelanger Rechtsstreit, VW zahlte schließlich im Rahmen eines Vergleichs 100 Millionen Dollar an GM.
Piech äußerte sich damals vor Journalisten: "Ich habe ausreichend erklärt, dass mich Opel nicht interessiert." Im weiteren Verlauf der Pressekonferenz sagte er schließlich: "Immer wenn es Krieg gibt, sind am Ende weniger vorhanden als vorher. Und es gibt immer Gewinner und Verlierer. Und ich habe die Absicht gemeinsam mit unseren Partner, die VW in der Welt hat, der Sieger zu sein."
Sein starrer Blick, die Kunstpausen, Piechs Auftritt verfehlte seine Wirkung nicht. 'Genie und Wahnsinn liegen nah beieinander' - dieser Satz fiel im Zusammenhang mit der Person Piech nicht nur einmal.
Solche Auftritte haben das Bild von Piech geprägt: eiskalt, berechnend, ein Stratege im Stile Machiavellis. Die strenge Hierarchie im VW-Konzern hat Piech maßgeblich geprägt. Wer in Ungnade fiel, war schnell weg vom Fenster - siehe Bernd Pischetsrieder, der durch Winterkorn ersetzt wurden, nachdem man eigentlich gerade die Verlängerung seines Vertrags beschlossen hatte. Eine schallende Ohrfeige für den damaligen VW-Lenker.
In den vergangenen anderthalb Jahren war allerdings immer weniger ersichtlich, was Piech umtrieb und was er wohl vorhat. Die Anschuldigungen gegen Mitglieder des Präsidiums - Ministerpräsident Stefan Weil und Betriebsratschef Bernd Osterloh - wurden vom Konzern dementiert. Eine Aussage vor dem Untersuchungsausschuss des Bundestags lehnte Piech ab.
Der große geheime Plan? Es hat nicht den Anschein, dass es ihn jemals gegeben hätte. Und wenn doch, so scheint Piech nicht mehr kämpfen zu wollen. Piech zieht sich aus dem Volkswagen-Konzern zurück. Größer könnte die Niederlage nicht ausfallen - auch wenn sie finanziell versüßt wird. Das Stammaktienpaket ist immerhin über eine Milliarde Euro wert.
Oder ist die Schlacht am Ende doch noch nicht vorbei und Piech hat noch ein Ass im Ärmel, das er erst nach dem Verkauf seiner Anteile zückt? Manche mögen das glauben. Vielleicht ist es aber auch schlicht müde und dies das Ende der Ära Piech.
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