Die IG Metall lehnt die Forderung der Arbeitgeber nach einem finanziellen Beitrag der Arbeitnehmer in der Autoindustrie zum bevorstehenden Wandel strikt ab. "Der Unternehmer kann sein Risiko, für Zukunftsprodukte Geld in die Hand zu nehmen, nicht auf die Beschäftigten abwälzen", sagte der südwestdeutsche Bezirkschef Roman Zitzelsberger vor Journalisten in Stuttgart. Er forderte, dass sich in dem angestrebten Abschluss die "Stärkung der Kaufkraft" auch in den Entgelttabellen wiederfinde. Dies bedeutet in der Logik der Lohnforderungen, dass diese zumindest über der von der EU angestrebten Inflation von zwei Prozent liegen dürften.
In diesem Zusammenhang kritisierte Zitzelsberger Aussagen von Ola Källenius, der im Interview mit der Automobilwoche eine Zurückhaltung der Gewerkschaften bei den Tarifverhandlungen gefordert hatte. "Manchmal ist es besser, Dinge nicht zu sagen", so Zitzelsberger. Källenius hatte darauf hingewiesen, dass vor allem Zulieferer in der derzeitigen Situation keine deutlichen Kostensteigerungen vertragen könnten. Der IG-Metall-Bezirkschef betonte, man werde keinesfalls die Waffen strecken, sondern "selbstbewusst" in die Verhandlungen gehen.
Dennoch soll bei der anstehenden Tarifrunde nicht das Geld, sondern die Sicherung der Jobs und der Zukunft der Unternehmen angesichts der Transformation im Vordergrund stehen. So war IG-Metall-Chef Jörg Hofmann in der vergangenen Woche mit dem Vorschlag eines Moratoriums vorgeprescht: Die Arbeitgeber sollten sich bereit erklären, "keine einseitigen Maßnahmen zum Personalabbau, zur Verlagerung von Produkten mit Zukunftsperspektive und zur Schließung von Standorten zu ergreifen".
Die Gewerkschaft wiederum strebe "Zukunftstarifverträge" an, und zwar Betrieb für Betrieb. Darin sollten konkrete "Investitions- und Produktperspektiven für Standorte und Beschäftigte", Weiterbildung und der Ausschluss von betriebsbedingten Kündigungen geregeltsein. Dazu zählt für die IG Metall beispielsweise auch die Einbindung von Studierenden der Dualen Hochschulen in den Tarifvertrag analog zu den Auszubildenden sowie Regelungen zur nachhaltigen Mobilität wie Jobtickets oder Ladesäulen für E-Autos. Verbunden ist dies mit einem Automatismus: Macht die Gewerkschaft den Vorschlag zur Aufnahme von Gesprächen für einen Zukunftsvertrag, dann müssen die Arbeitgeber auch verpflichtend in die Verhandlungen einsteigen.
Wichtig sei es nun, schnell an den Tisch zu kommen, so Zitzelsberger. Die Arbeitgeber sollen sich bis zum dritten Februar äußern, ob sie den Vorschlag annehmen. Dann bestehe die Chance, mit den "Zukunftstarifverträgen" vor Ende der Friedenspflicht fertig zu werden. Diese läuft am 28. April aus. Eigentlich hätten die Tarifverhandlungen erst Mitte März nach Bekanntgabe der zentralen Lohnforderung begonnen. Der Kern der Idee bestehe darin, nicht auf die langen Diskussionen in den regionalen Gremien zu warten, sondern gleich loszulegen. "Lasst uns durchschnaufen und schnell nach einer Lösung suchen", so Zitzelsberger.