Wieder einmal war es der Zulieferer Mahle, der die Aufmerksamkeit auf sich zog. Mehrere Hundert Beschäftigte waren gestern vor die Zentrale in Stuttgart gezogen, um ihrem Unmut Luft zu machen. Sie protestierten gegen die zunehmende Verlagerung von Jobs in osteuropäische Länder. Bereits in der Vergangenheit waren 7600 von weltweit knapp 80.000 Stellen abgebaut worden, davon 2000 in Deutschland. "Dass neue Technologien gar nicht mehr bei uns angesiedelt werden, das ist wirklich schlimm", sagt die Mahle-Betriebsrätin Nektaria Christidou, die für das Werk in Mühlacker zuständig ist. Dort sei gerade ein Großauftrag für eine Batteriekühlung nach Polen vergeben worden, ohne überhaupt mit den Arbeitnehmervertretern zu sprechen.
Doch Mahle ist nicht das einzige Beispiel. Auch in anderen Unternehmen wachsen die Sorgen vor massiven Jobverlusten. So geht ZF-Betriebsratschef Achim Dietrich davon aus, dass ältere Produkte wie etwa das Achtgang-Automatikgetriebe für Hybridfahrzeuge bis 2025 noch sehr gut nachgefragt seien, es in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts aber im Unternehmen zu "massiven Verlusten in der Wertschöpfungskette" kommen werde. "Es stehen Tausende Jobs auf dem Spiel", warnt Dietrich. Dafür macht er die fehlende Planungssicherheit in der EU ebenso verantwortlich wie massive Förderprogramme für osteuropäische Regionen oder die fortschreitende Digitalisierung und damit einhergehende Rationalisierung. Dennoch wolle ZF einen Weg suchen, um den Beschäftigten eine Perspektive zu bieten.