So macht Hyundai sein Stammwerk fit für die Zukunft

Sie bauen auf einem halben Dutzend Montagelinien jeden Tag 6000 Autos, beladen für den Export in mehr als 200 Länder bis zu 20 Überseefrachter pro Woche und kommen im Jahr auf 1,4 Millionen Neufahrzeuge – nirgendwo auf der PS-Welt dreht der Motor so hoch wie in Ulsan.

Denn hier, wo Hyundai 1968 den ersten Lizenzbau und sieben Jahre später das erste eigene Auto vom Band produziert hat, steht die größte Autofabrik der Welt. Nur die Elektromobilität ist an der Südostküste der südkoreanischen Halbinsel noch nicht so recht angekommen.

Ja, Hyundai hat mit seiner E-GMP-Plattform und ihrer 800-Volt-Technik einen mächtigen Achtungserfolg erzielt und die drei Marken Hyundai, Kia und Genesis zehren davon. Doch bislang wirken Ioniq 5 und Ioniq 6 in Ulsan zwischen all den Elantra, Tucson, Grandeur, Palisade und den vielen anderen Modellen noch ziemlich verloren – selbst wenn sie als Zeichen der Zukunftstreue in just jener Halle montiert werden, in der 1975 die Produktion des Pony begonnen hat.
 
Aber mit der Nebenrolle für die E-Modelle ist bald Schluss, verspricht Group-Chairman Euisun Chung und gibt den offiziellen Startschuss für die jetzt dann sechste Fabrik auf dem 700 Fußballfelder großen Gelände: Für rund 1,5 Milliarden Euro bauen sie dort auf dem Areal jener Teststrecke, auf der sie ihre ersten Exportmodelle entwickelt und 1992 in einem umgebauten Sonata ihre elektrische Jungfernfahrt absolviert haben, in den nächsten zwei Jahren das erste exklusive E-Werk für die Marke – 550.000 Quadratmeter groß, mit Grünstrom betrieben, besonders flexibel organisiert und auf 200.000 Autos pro Jahr ausgelegt.

Die wird Hyundai auch brauchen. Schließlich haben die Koreaner ambitionierte Ziele ausgegeben und wollen den Konzern bis 2030 zum weltweit führenden Anbieter von Elektroautos machen. Dafür gibt es nicht nur eine Nachfolge-Architektur für die E-GMP-Plattform mit noch flexiblerem Skateboard, 50 Prozent mehr Reichweite, Over-The-Air-Updates und der Hardware für stark automatisiertes Fahren, die ihren Einstand Ende 2025 pünktlich zur Werkseröffnung gibt und mittelfristig mehr als ein Dutzend Modelle aller drei Marken tragen soll.

Sondern die Gruppe investiert in den nächsten zehn Jahren 30 Milliarden Euro, mit denen der Absatz der E-Modelle in der Gruppe bis 2026 auf eine und bis 2030 dann sogar auf zwei Millionen Fahrzeuge gesteigert werden soll – rund sechsmal so viele wie bisher.
 
Zwar ist der Jubel bei Hyundai groß über die neue Fabrik - und so sind auch die Erwartungen. Doch hat die Sache für die wichtigste Marke im Konzern gleich zwei Schönheitsfehler: Die freche Tochter Kia ist der Mutter mal wieder zuvorgekommen und hat den Grundstein für ein ähnlich dimensioniertes und nicht minder exklusives Elektro-Werk bereits im Frühjahr gelegt. Und das erste Auto aus dem neuen Werk in Ulsan ist ausgerechnet ein Genesis.

Aus dem Datencenter:

Modellvorschau Hyundai 2024 bis 2026