Anfang Juni war die Welt von Trevor Milton (39) noch in Ordnung. Da hatte der Chef des US-Start-Ups Nikola gerade einen fulminanten Börsen-Start hingelegt. Die Aktie kletterte auf über 70 Dollar. Das Unternehmen, das die Nutzfahrzeugwelt mit Batterie- und Brennstoffzellen-Lkw revolutionieren will, war damit mehr Wert als beispielsweise Ford. Jetzt aber ist Trevor Milton von der Spitze des Unternehmens zurückgetreten, der Kurs auf rund 20 Dollar abgestürzt. "Nikola liegt mir wirklich im Blut und so wird es immer sein. Der Fokus sollte auf dem Unternehmen und seiner weltverändernden Mission liegen, nicht auf mir", teilte er auf Twitter mit. Er wird vom ehemaligen GM-Vize Stephen Girsky ersetzt.
Der schnelle Niedergang des Börsenstars begann vor einigen Tagen, als der Leerverkäufer Hindenburg einen vernichtenden Bericht über die Firma veröffentlichte. Darin wirft er Trevor Milton vor, ein Lügengebäude rund um seine Firma Nikola erschaffen zu haben. Unter anderem wurde bekannt, dass ein als Prototyp präsentierter Truck nicht fahrtüchtig gewesen sei und eine abschüssige Straße hinunter rollte. Außerdem beschuldigte Hindenburg Milton, andere Autobauer wie General Motors mit falschen Versprechen in Partnerschaften zu locken. Trotz einer Gegenattacke nahm die US-Börsenaufsicht daraufhin Ermittlungen auf.
Die Interessen eines Leerverkäufers an fallenden Aktienkursen mögen offensichtlich sein. Doch nur, wo ohnehin schon Zweifel da sind, können Anschuldigungen ein solches Erdbeben auslösen. Vor knapp fünf Jahren sorgte Trevor Milton mit seiner Vision eines emissionsfreien Schwerlastverkehrs erstmals für Furore. Im Dezember 2015 präsentierte er die Computersimulation eines 2000 PS starken und futuristischen Trucks, der den alten Diesel vom Markt fegen sollte. Eine Gasturbine sollte dabei während der Fahrt die Batterie mit Energie speisen.