Kampf um die letzte Meile nimmt zu

Viele Städte wollen den Verkehr mit Verbrennern einschränken. Nicht nur für Pkw, auch für Transporter (N1-Segment). Der Fokus geht zunehmend auf Elektro-Transporter. Dabei wird der Wettbewerb härter. Traditionelle Hersteller und neue Anbieter kämpfen um die letzte Meile.

Im vergangenen Jahr war in Deutschland etwa jeder 16. neu zugelassene Transporter ein reines Elektrofahrzeug. Insgesamt kamen mehr als 16.000 E-Transporter in Deutschland auf die Straßen. Im Vergleich zum Jahr zuvor ein Plus von knapp 100 Prozent. Tendenz stark steigend.

Die deutschen Hersteller haben die Entwicklung erkannt. „Mercedes pusht gerade den E-Vito“, sagt Stefan Behringer, Analyst beim Flottenspezialisten Dataforce. Im Juli und August waren mehr als 20 Prozent der Vito-Nutzfahrzeugzulassungen elektrisch. Noch höher ist der Anteil, beim Opel Vivaro. Seit Jahresbeginn ist etwa jeder vierte neu zugelassenen Vivaro in Deutschland ein E-Transporter.

"In den nächsten ein bis zwei Jahren wird sich viel tun" sagt Stefan Behringer, Analyst beim Flottenspezialisten Dataforce. "Wenn die anderen Marken auch nachziehen und Player wie Maxus mit Volumen kommen, kann es schneller kommen als gedacht."

Denn Transporter-Nutzer haben oft keine Probleme mit der Ladeinfrastruktur. Handwerker und Zustelldienste, die häufig einen Transporter nutzen, sind überwiegend lokal unterwegs. Und "die Technik ist ja definitiv für den Einsatzbereich soweit", so Behringer.

Und das Interesse ist da. Das zeigt auch der ID.Buzz von Volkswagen. Neben dem Lifestyle-E-Bulli bringt Volkswagen auch eine Cargo-Variante. Die Orderbücher sind voll. 14.000 Aufträge. Und das Fahrzeug steht noch nicht beim Händler. Bis zu 100.000 E-Transporter will VWN-Chef Carsten Intra im nächsten Jahr bauen. Reicht das nicht, erhält das Stammwerk Unterstützung aus Polen.

Andere ziehen nach. Das zeigte die IAA Transportation: Iveco und Hyundai stellten den eDaily BEV und Renault will sein Angebot um den E-Trafic ergänzen.

Doch die traditionellen Hersteller bekommen zunehmend Konkurrenz, vor allem aus China. Die Chancen sich am Markt zu etablieren stehen gut – sowohl bei Pkw als auch bei Transportern. Wer liefern kann, ist klar im Vorteil.

Zu den Neustartern gehört Maxus. Die Marke vom chinesischen Volkswagen-Partner SAIC hat das notwendige Know-how. Mit dem E-Deliver 3 und E-Deliver 9 ist die noch junge Marke seit dem vergangenen Jahr in Deutschland präsent. 2000 Fahrzeuge will Gerald Lautenschläger, Geschäftsführer Maxomotive Deutschland, im laufenden Jahr ausliefern. Im nächsten Jahr sollen es bereits bis zu 6000 Fahrzeuge sein.

Lautenschlager hat in kurzer Zeit ein großes Netz aufgebaut: 78 Partner mit 147 Vertriebs- und Servicestandorte. Darunter große Autohausgruppen, die das Geschäft seit Jahrzehnten kennen. Wie zum Beispiel die Preckel Gruppe aus Krefeld. "Entscheidend sind Individuallösungen, um auf die Kunden einzugehen", sagt Preckel-Geschäftsführer Jörn Wohlers. Die Krefelder Autohausgruppe macht für Maxus die Um- und Aufbauten und kooperiert dabei mit der Plattform VanSelect.

Für die Plattform, die mit diversen Auf- und Umbauspezialisten zusammenarbeitet, sind die neuen Marken eine Chancen. "Sie sind für unser Angebot offener als die etablierten Hersteller", so VanSelect-Geschäftsführer Matthias Born. Wer neu in den Markt eintrete, kaufe Kompetenz hinzu.

Zu den neuen gehört auch Cenntro. War das Unternehmen bislang mit dem Cenntro Metro, ehemals Tropos Able, im Low-Speed-Vehicles (Klasse L7E-CU) macht es nun mit dem Logistar 260 den entscheidenden Schritt. Im ersten Quartal 2023 soll der E-Transporter auf den deutschen Markt kommen. Gregory Hancke, Vice President von Cenntro Automotive Europe und COO bei Logistik-Spezialisten Mosolf, rechnet für das nächst mit einem europaweiten Absatz im "mittleren vierstelligen Bereich".

Bei anderen, wie Wettbewerber Sevic, steht der Schritt nach oben ins Transporter-Segment noch aus. Aber bereits fest geplant. Alexander Brillis, General Manager von Sevic Systems:; "In spätestens drei Jahren wollen wir oben dabei sein."

Aus dem Datencenter:

Modellvorschau VW Nutzfahrzeuge 2021 bis 2024