Heißer Juli - auch auf dem Pkw-Markt

Im Juli 2018 wurden in Deutschland 317.848 Pkw neu zugelassen. Dies entspricht einem Plus von 12,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Nach sieben Monaten liegen die Neuzulassungen 4,2 Prozent im Plus. Insgesamt wurden dieses Jahr bisher 2,157 Millionen neue Pkw auf die Straßen gebracht. Dies ist der zweithöchste Wert seit 1999, nur 2009, dem Jahr der Verschrottungsprämie, wurden mehr Neuzulassungen registriert.

Auch wenn der diesjährige Juli einen Arbeitstag mehr hatte als im Vorjahr, ist die aktuelle Entwicklung überraschend positiv, zumal sich die positive Grunddynamik in den vergangenen Monaten leicht abgeschwächt hatte.

Die Umtauschprämie und Marketingaktivitäten, die direkt auf den privaten Verbraucher abzielen, pushen weiterhin die privaten Neuzulassungen. Sie legten um 16 Prozent zu und erreichten einen Anteil von 37 Prozent. Seit einem Jahr entwickelten sich die privaten Neuzulassungen jeden Monat gegenüber dem Vorjahr besser als die gewerblichen Neuzulassungen. Nach sieben Monaten liegen sie gut 13 Prozent im Plus. Die bei den meisten Herstellern auslaufende Verschrottungsprämie hat offensichtlich im Juli noch einmal zu einer Nachfragebelebung geführt.

Auch die gewerblichen Neuzulassungen entwickelten sich nach schwachen Vormonaten unerwartete positiv.. Im Juli erreichten sie ein Plus von zehn Prozent. Es ist gut möglich, dass einige Hersteller, die Probleme mit der Umstellung auf den neuen WLTP-Prüfzyklus haben, eine Reihe von Pkw vor dem Stichtag 1. September auf den Markt brachten.

Generell hat sich an der strukturellen Veränderung der vergangenen zehn Jahre, dass ein großer Teil der privaten Nachfrage durch kurzzeitige gewerbliche Zulassungen bedient wird, nichts geändert. Vor 2005 lag der Anteil der privaten Neuzulassungen immer bei deutlich über 50 Prozent.

Die objektiven Rahmenbedingungen sind weiter exzellent, aber bei den Frühindikatoren gibt es weitere Eintrübungen: Der gesamte IFO-Index ist im Juli wieder leicht gefallen, befindet sich aber noch auf einem hohen Niveau, allerdings ausschließlich aufgrund der Beurteilung der aktuellen Geschäftslage. Die Erwartungen für die nächsten Monate sind auf einem wesentlich niedrigeren Niveau. Der Abstand zwischen diesen beiden Einzelindizes war lange nicht mehr so groß.

Die Vertrauensindices der Europäischen Kommission weisen für Deutschland weiterhin gute Werte auf, aber der Vertrauensindex der Verbraucher ist auf dem niedrigsten Stand seit Herbst vergangenen Jahres.

Insgesamt ergibt sich ein Bild, das geprägt ist von aktueller Zufriedenheit und gleichzeitiger leichter Skepsis bezüglich der künftigen Entwicklung. Das Thema “Handelskrieg mit den USA“ und andere globale Unsicherheiten drücken zurzeit etwas auf die gute Stimmung. Kurzfristig ist aber nicht mit einem Einbruch zu rechnen. Der VDA meldete für Juli ein Plus von neun Prozent bei den inländischen Auftragseingängen. Nach sieben Monaten liegen sie ein Prozent über dem Vorjahr.

Für die verbleibenden fünf Monate wird mit einem etwas schwächeren Ergebnis als im Vorjahr gerechnet, da die positiven Effekte aus der Umtauschprämie nun wegfallen. Im Gesamtjahr erwartet die Automobilwoche weiterhin Neuzulassungen in Höhe von 3,5 Millionen Pkw, ein Plus von 1,7 Prozent. Dabei sind mögliche negative Effekte aufgrund von Lieferproblemen im Rahmen der Umstellung auf das neue Abgas-Messverfahren WLTP nicht berücksichtigt.

Damit werden die Pkw-Neuzulassungen in Deutschland dieses Jahr das zweitbeste Ergebnis seit 1999 erreichen. Nur 2009, im Jahr der Verschrottungsprämie, gab es mehr Neuzulassungen.

Der Rückgang bei den Dieselzulassungen ging auch im Juli weiter. Etwas mehr als 100.000 neue Diesel-Pkw wurden zugelassen, über zehn Prozent weniger als vor einem Jahr. Der Anteil an den gesamten Zulassungen fiel auf 32,3 Prozent, nach 40,5 Prozent im Vorjahr. 2015, vor der Dieselkrise, erreichte der Anteil im Juli 48,9 Prozent.

Auch wenn - rational durchaus gerechtfertigt - vielfach eine Renaissance des Diesels erwartet wird, ist es fraglich, ob die Verbraucher diesem Wunsch folgen werden. Zwar scheint im Moment die negative Entwicklung an Fahrt verloren zu haben und der Tiefpunkt fast erreicht zu sein, aber eine Trendumkehr und Wiederbelebung der Dieselnachfrage ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht abzusehen.

Die rückläufige Dieselnachfrage kann weiterhin nur zu einem geringen Teil durch alternative Antriebe ersetzt werden. Dem Anteilsrückgang um 8,2 Prozentpunkte im Juli gegenüber dem Vorjahresmonat stand ein Plus von 2,1 Prozentpunkten bei den alternativen Antrieben gegenüber. Den stärksten Anstieg (plus 1,5 Prozentpunkte) erzielten dabei die normalen Hybride. Plug-in-Hybride legten um 0,1 Prozentpunkte zu, die reinen Elektro-Pkw um 0,2 Prozentpunkte und die Gasfahrzeuge steigerten sich um 0,3 Prozentpunkte. Im Juli hatten 5,6 Prozent aller Neuzulassungen einen alternativen Antrieb.

Auch als Folge dieser Entwicklung ist der durchschnittliche CO2-Ausstoß weiter gestiegen. Im Juli erreichte er 131,3 g/Km, der höchste Wert seit vier Jahren.

Im stark steigenden Gesamtmarkt des Julis gab es bei den Top 15 Marken unterschiedliche Entwicklungen zwischen plus 73 Prozent und minus 15,5 Prozent. Das größte Plus der Top 15 Marken verzeichnete Seat. Die Marke konnte fast 73 Prozent mehr absetzen als im Juli 2017und der Marktanteil stieg auf 4,4 Prozent, nach 2,9 Prozent vergangenen Jahres.

Zweistellige Verluste gab es bei Mercedes (minus 15,5 Prozent), BMW (minus 14,8 Prozent) und Opel mit minus 10,4 Prozent. Die Verluste der Rüsselsheimer haben historische Bedeutung: Mit 5,5 Prozent fiel der Marktanteil auf den tiefsten Stand aller Zeiten und da Skoda 31 Prozent zulegte, ließ die VW-Tochter erstmalig mehr Pkw zu als Opel.

Die starken Verluste von Mercedes und ein Plus bei Audi von fast 27 Prozent sorgten dafür, dass die Marke mit den Ringen die mit dem Stern vom zweiten Platz verdrängte.

Marktführer VW legte 34,2 Prozent zu und erreichte einen Marktanteil von 20,9 Prozent, nach sehr schwachen 17,5 Prozent im Vorjahr. Die Volumenzuwächse von VW machten fast die Hälfte des Gesamtmarktanstiegs aus.

In Summe konnten die deutschen Volumen-Marken (34,6 Prozent Marktanteil) 18,7 Prozent gegenüber Juli vergangenen Jahres zulegen. Die Importeure erzielten mit plus 15,6 Prozent ebenfalls ein überdurchschnittliches Ergebnis und kamen auf einen Marktanteil von 26,9 Prozent.

Die deutschen Premium-Marken konnten nur aufgrund des guten Abschneidens von Audi ein leichtes Plus von 0,6 Prozent ins Ziel retten. Ihr Marktanteil lag bei 26,9 Prozent; vor einem Jahr waren es noch 30 Prozent.

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Aus dem Datencenter:

Neuzulassungen in Deutschland im Juli 2018

Marktanteile der Top-15-Marken im Juli 2018 in Deutschland

Marktanteile nach Antriebsarten im Juli 2018