Der überraschende Abgang des ehemaligen Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück Anfang Februar hat viele Fragen aufgeworfen, die bisher unbeantwortet blieben.
Nun taucht der SPD-Politiker, der bei den jüngsten Gemeinderatswahlen in Pforzheim die meisten Stimmen holte, im Zusammenhang mit Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Stuttgart auf.
So soll den Angaben der Behörde zufolge ein Beamter des Konzernprüfungsamtes Stuttgart während einer laufenden Betriebsprüfung bei Porsche geheime Informationen an einen Steuerberater von Porsche verraten und im Gegenzug Vorteile angenommen haben.
Darüber hinaus, so heißt es in der Mitteilung bestehe "der Verdacht, dass möglicherweise einem ehemaligen Betriebsratsmitglied von Porsche mit Rücksicht auf dessen Tätigkeit unverhältnismäßig hohe und damit nicht gerechtfertigte Vergütungen gezahlt worden sind".
In diesem Fall werde gegen sechs Beschuldigte, zum Teil Führungsverantwortliche ermittelt. Sie könnten sich der Untreue zu Lasten des Unternehmens strafbar gemacht haben. Um wen es sich dabei handelt, ist nicht näher eingegrenzt. Für die Auszahlung von Gehältern ist in der Regel das Personalressort eines Unternehmens zuständig.
Auch wenn der Name des Begünstigten nicht genannt wird, so führen die Spuren dabei eindeutig zu Uwe Hück (56), da nach Angaben der Staatsanwaltschaft auch Privaträume in Pforzheim untersucht wurden.
Dort lebt Uwe Hück und hat nach seinem Rücktritt eine Politikkarriere bei der SPD im Gemeinderat gestartet. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft könnten nun darauf hindeuten, dass Hück als Betriebsratschef über Jahre hinweg zu hohe Bezüge ausgezahlt worden sind. Um wie viel Geld es dabei ging, ist nicht bekannt.
Der Gesetzgeber sieht laut eines Sprechers der Staatsanwaltschaft vor, dass Betriebsräte weder schlechter noch besser bezahlt werden als Mitarbeiter in vergleichbaren Positionen. Anders als die Führungskräfte des Unternehmens sei der Betriebsrat allerdings kein Beschuldigter im Verfahren. Er habe laut Sprecher keine "Vermögensbetreuungspflicht", müsse also nicht von sich aus kontrollieren, ob auf seinem Konto zu viel Geld eingeht.
Porsche selbst bestätigte zwar die Durchsuchungen an verschiedenen Standorten, machte aber keine Angaben zu den Personen im laufenden Verfahren. "Wir werden mit den Behörden kooperieren", sagte ein Sprecher der Automobilwoche. Hück selbst sagte den "Badischen Neuesten Nachrichten", er könne sich nicht äußern, sei aber in der Sache kein Beschuldigter.
Dennoch könnte der Fall auch eine Erklärung für den überstürzten Abgang des ehemaligen Betriebsratschefs sein. Dieser hatte Anfang Februar völlig überraschend seinen Rücktritt erklärt.
In einer eilends einberufenen Mitarbeiterversammlung hatte Hück sich von der Belegschaft verabschiedet.Die Medien wurden nur wenige Stunden zuvor informiert, ein bei solchen Anlässen eher unübliches Verfahren.
Stutzig gemacht hatte dabei auch die Formulierung in der Pressemitteilung, wonach Hück mit "sofortiger Wirkung" von allen seinen Ämtern zurücktrete. Denn bei den Auftritten in den Wochen zuvor hatte der Betriebsratschef keinesfalls amtsmüde gewirkt.
Schon zuvor hatte es immer wieder Gerüchte über mögliche Bestechungen im Umfeld der Arbeitnehmervertretung gegeben. So sollen Betriebsratsmitglieder die Hand aufgehalten haben, wenn befristet Beschäftigte bevorzugt eine unbefristete Festanstellung bekamen. Hück hatte jegliche Beteiligung stets dementiert.
Offiziell lautete die Begründung Hücks für den Rücktritt, dass er sein soziales Engagement verstärken und sich in der Politik engagieren wolle. "Demokratie besteht aus Wechsel. Ich will gehen, solange die Leute denken, dass es schade ist", sagte Hück, während der gesamte Porsche-Vorstand neben ihm auf der Bühne stand.
"Uwe Hück ist eine Kämpfernatur. Ob im Boxring oder am Verhandlungstisch – er nimmt kein Blatt vor den Mund und er hat ein großes Herz", lobte Porsche-Chef Oliver Blume noch den scheidenden Betriebsrat. Ob die versammelte Runde da schon wusste, was in den folgenden Wochen ans Licht kommen würde?
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