Bei der Freigabe der ersten Hardware-Nachrüstungen für Euro-5-Diesel-Fahrzeuge kommt es nach Informationen der Automobilwoche zu wochenlangen Verzögerungen. Grund dafür sind unzureichende Testergebnisse bei der Überprüfung der Abgasreinigungsanlagen. "Die Tests, die wir beim ADAC beauftragt haben, entsprechen leider nicht den Richtlinien der Bundesregierung", sagte Martin Pley, Chef der Dr. Pley SCR Technology GmbH, der Automobilwoche. "Das ist bedauerlich, da wir bereits 3000 Vorbestellungen haben und die komplette Lieferkette vorbereitet war."
Das auf Abgasreinigung spezialisierte Unternehmen aus Bamberg hat nach eigenen Angaben als erster Anträge für rund 60.000 in Deutschland zugelassene Volvo-Diesel-Fahrzeuge beim Kraftfahrtbundesamt (KBA) eingereicht. Andere Anbieter von Nachrüstsätzen wie etwa Twintec (Baumot-Gruppe), HJS oder Oberland Mangold wollen im Laufe des Jahres folgen. Das Bundesverkehrsministerium bestätigte der Automobilwoche den Eingang von vier Anträgen zur Erteilung einer Allgemeinen Betriebserlaubnis. Diese seien aber unvollständig.Hardware-Nachrüstungen für Diesel-Fahrzeuge verzögern sich
Der ADAC sieht bei sich keine Schuld für die Verzögerungen. "Wir haben die RDE-Messungen nach unserem Ecotest-Verfahren im August vergangenen Jahres absolviert, die Richtlinien der Bundesregierung zur Nachrüstung wurden aber erst im Dezember festgelegt. Für mögliche Abweichungen bei den Vorgaben sind wir daher nicht verantwortlich", sagte ein Sprecher der Automobilwoche.
Neue Tests seien bereits angesetzt, die nachgebesserten Anträge will die Dr. Pley SCR Technology GmbH spätestens Ende nächster Woche erneut an das KBA schicken. Dieses wiederum sichert zu, innerhalb von 14 Tagen die Freigabe zu erteilen. "Wir gehen nun davon aus, dass wir bis Ende des Monats starten können – rund vier Wochen später als geplant", so Pley.Den Einbau der SCR-Systeme übernehmen die Volvo-Händler und -Werkstätten. Wie hoch die Kosten dafür sind, steht noch nicht fest. Spätestens im Mai will Pley dann weitere Lösungen für erste Mercedes-Modelle verfügbar haben.Die Hardware-Nachrüstungen von Euro-5-Dieseln sind ein wesentlicher Bestandteil der Strategie der Bundesregierung für saubere Luft in den Innenstädten und zur Vermeidung von weiteren Fahrverboten. Sie sollen helfen, den Stickoxid-Ausstoß deutlich zu senken. Der festgelegte Grenzwert liegt bei 270 Milligramm pro Kilometer. Überschreitungen sind nur bei niedrigen Temperaturen von unter fünf Grad Celsius zulässig. "Die Nachrüstsätze müssen im Herbst 2019 vorliegen, denn davon hängt ab, ob es Euro-5-Fahrverbote in Stuttgart geben wird", warnte jüngst der baden-württemberische Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne). Diese könnten zum 1. Januar 2020 in Kraft treten.
Auch der ADAC empfiehlt die Nachrüstungen. „Wer sein Diesel-Fahrzeug nachrüstet, tut der Umwelt Gutes und kann Fahrverbote vermeiden“, so Dieter Roßkopf, Chef des ADAC Württemberg.
Die Nachrüst-Anbieter sind dabei auf Informationen der Hersteller zu den Abgasreinigungssystemen angewiesen. Vorbildlich verhält sich laut ADAC dabei aber nur Daimler. Das Unternehmen habe die Zeichen der Zeit erkannt und unterstütze glaubhaft die Nachrüster. Der ADAC fordert von allen Autoherstellern, den Nachrüstunternehmen Zugang zu erprobten Serienteilen zu gewähren. Daimler und der Volkswagen-Konzern haben sich bereit erklärt, die Kosten für eine Umrüstung bis zu 3000 Euro zu übernehmen.Lesen Sie auch:
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