Der kanadisch-österreichische Zulieferer Magna muss die Branchentrends im Blick behalten, um Kunden das richtige Portfolio zu bieten. Harald Naunheimer, Senior Vice President Engineering bei Magna Powertrain, spricht über den Veränderungsdruck und die Gefahr, sich zu verzetteln.
Herr Naunheimer, Sie sind seit fast 30 Jahren in der Fahrzeugentwicklung tätig. Ist der Wandel zur Elektromobilität die größte Transformation der Geschichte?
Es sind auf jeden Fall sehr weitreichende Veränderungen für unsere Branche. Gar nicht nur das Thema Elektromobilität, aber damit einher geht auch das Thema Digitalisierung. Das Fahrzeug als Software-Defined Vehicle, das treibt uns bei Magna sicher derzeit genauso um, und weil diese beiden Dinge eng zusammengehören, erleben wir herausfordernde Zeiten für Hersteller und Zulieferer.
Wie verändert sich die Arbeit bei Magna dadurch konkret?
Wir haben uns bei Magna Powertrain neu aufgestellt und begonnen, das traditionelle Geschäft anders zu gewichten als bisher. Seit Anfang des Jahres gibt es bei uns zwei neue Organisationseinheiten: Core Drive, die sich mit den traditionellen Produkten wie 48V-Hybridtechnologien, aber auch mit neuen Geschäftsfeldern wie Software und Vernetzung beschäftigt, und Next Drive, das ist der Bereich, der sich aktuell stark auf Elektromobilität fokussiert.
Das klingt, als wenn Sie bei Magna jetzt eine Bad Bank für das in Zukunft kaum noch gefragte Verbrennergeschäft eingerichtet haben…
Überhaupt nicht. Natürlich bleiben auch Bereiche, in denen es nicht um Hochvolttechnologie geht, für uns wichtig. Damit beschäftigen wir uns weiter, indem wir effizienzoptimierte Lösungen für die globalen Anforderungen unserer Kunden entwickeln, aber auch ein breites Spektrum an Komponenten und die Erarbeitung ganz neuer Technologien wie Thermalmanagement für BEVs. Also eine Bad Bank, wie Sie es nennen, ist das ganz sicher nicht. Beide Bereiche dürfen, sollen und müssen wachsen.