Im Juni 2021 wurden in Deutschland 274.152 Pkw neu zugelassen. Dies entspricht einem Plus von 24,5 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Damals waren die Neuzulassungen allerdings auf einem äußerst niedrigen Stand. Der aktuelle Juni liegt gut 16 Prozent unter einem mittleren Juni-Wert der Jahre 2015 bis 2019. Nach sechs Monaten beträgt das Plus gegenüber dem Vorjahreszeitraum 14,9 Prozent. Verglichen mit dem entsprechenden Zeittraum der fünf Jahre vor der Covid-19-Krise beträgt das Minus mehr als 22 Prozent. Abgesehen vom Vorjahr wurden sowohl im Juni als auch in den ersten sechs Monaten die niedrigsten Neuzulassungen seit der Wiedervereinigung registriert.
ANALYSE - Deutscher Pkw-Markt im Juni 2021:
Halbleitermangel belastet die Neuzulassungsentwicklung
Ab Ende Mai / Anfang Juni wurden die Einschränkungen zur Pandemiebekämpfung weitgehend aufgehoben, sodass bereits für Juni mit ersten leichten Nachholeffekten gerechnet wurde. Das vorliegende Ergebnis lag aber etwas unter den Erwartungen. Offensichtlich haben die mangelnde Verfügbarkeit von Halbleitern und die damit verbundenen Produktionsausfälle das Juni-Ergebnis der Neuzulassungen bereits negativ belastet.
Dabei sind die allgemeinen Rahmenbedingungen sehr gut. Der Auftragsbestand ist hoch und das Vertrauen der Industrie und der Verbraucher ist weiter gestiegen. Das Verbrauchervertrauen hat das Vorkrisenniveau wieder erreicht und der Vertrauensindex der Industrie ist auf dem höchsten Stand seit Beginn der Erhebung im Jahr 1985. Der IFO-Geschäftsklimaindex hat sich ebenfalls wieder über das Niveau von Anfang 2020 hinaus erholt. Damit ist bezüglich dieser Frühindikatoren diese Krise schneller überwunden worden als die Wirtschafts-und Finanzkrise Ende 2018 / Anfang 2019.
Alles spräche – eine weitere Beherrschung der Covid 19 Pandemie in Deutschland vorausgesetzt – für eine deutliche Erholung im zweiten Halbjahr. Allerdings ist bereits abzusehen, dass die mangelnde Verfügbarkeit von Halbleitern diese Erholung nicht im erwarteten Rahmen zulassen wird.
Unter der Voraussetzung, dass die Infektionszahlen weiterhin niedrig bleiben und mit den verstärkt verfügbaren Impfstoffen hätte sich die Lage bei den Neuzulassungen in der zweiten Jahreshälfte sicher entspannt. Die bisherige Prognose von 3,1 Millionen Neuzulassungen wäre unter günstigen Voraussetzungen sogar überschritten worden.
Aufgrund der aktuellen Halbleiterproblematik werden sich die bereits angekündigten Produktionsausfälle bis Jahresende nicht mehr kompensieren lassen. Für das Gesamtjahr 2021 erwartet die Automobilwoche daher nur noch Neuzulassungen in Höhe von drei Millionen Pkw, ein Plus von 2,8 Prozent gegenüber vergangenem Jahr. Das mittlere Ergebnis der Jahre 2015 bis 2019 würde damit um fast zwölf Prozent verfehlt.
Bei der Prognose von drei Millionen Neuzulassungen wird davon ausgegangen, dass die verbleibenden sechs Monate in Summe nur geringfügig niedriger ausfallen als im mittleren vergleichbaren Zeitraum der fünf Jahre vor der Pandemie. Dies setzt allerdings keine weitere Verschärfung der Situation auf dem Halbleitermarkt voraus. Ein Verfehlen der drei Millionen-Marke kann aus heutiger Sicht nicht ausgeschlossen werden.
Bei den privaten Zulassungen gab es ein leicht überdurchschnittliches Plus von 25,7 Prozent, der Marktanteil stieg gegenüber dem Vorjahr geringfügig auf 33 Prozent. Es ist dennoch der zweitniedrigste jemals beobachtete Privatkundenanteil in einem Juni.
Die gewerblichen Neuzulassungen legten um 23,8 Prozent zu und verzeichneten damit zum ersten Mal in diesem Jahr geringer Zuwächse gegenüber dem Vorjahr als die privaten Neuzulassungen.
Die alternativen Antriebe erreichten in Summe im Juni 40,5 Prozent und verpassten nur ganz knapp den bisherigen Höchststand von 40,6 Prozent aus dem Dezember des Vorjahres. Der Vergleich mit Juni 2020 zeigt ein deutliches Plus von fast 23 Prozentpunkten.
Die reinen Diesel-Pkw kamen nur noch auf knapp 54.700 Neuzulassungen und büßten gegenüber dem sehr schwachen Vorjahresmonat fast 19 Prozent ein. Der Marktanteil fiel auf 19,9 Prozent. Im Vorjahr lag der Anteil noch bei 30,6 Prozent. Es ist das erste Mal seit März 1999, dass der Dieselanteil unter die 20 Prozent-Marke fällt.
Die Benziner gingen um 4,6 Prozent zurück und kamen auf eine Marktdurchdringung von 39,5 Prozent.
Die reinen E-Mobile kamen auf 33.420 Neuzulassungen und erreichten einen Marktanteil von 12,2 Prozent. Beides sind für das laufende Jahr Höchstwerte, aber immer noch geringer als die bisherigen Rekordwerte von 14 Prozent beziehungsweise 43.671 Neuzulassungen im Dezember vergangenen Jahres. Das Plus gegenüber dem Vorjahr betrug 312 Prozent, der Marktanateil stieg um 8,5 Prozentpunkte.
Die normalen Hybride kamen auf ein Plus von 132 Prozent. 45.250 Neuzulassungen bedeuteten einen Marktanteil von 16,5 Prozent. Damit lagen sie in der Marktdurchdringung über dem bisherigen Höchstwert aus April dieses Jahres. Die Plug-in-Hybride legten um 191 Prozent zu. Mit 31.314 Neuzulassungen erreichten sie einen Marktanteil von 11,4 Prozent.
Die Verschiebungen zu den alternativen Antrieben haben deutliche Spuren beim CO2-Ausstoß der neu zugelassenen Pkw hinterlassen. Von Mai bis Dezember vergangenen Jahres war er kontinuierlich gesunken und lag im Dezember bei 117,1 Gramm pro Kilometer. In den vergangenen Monaten lag er jeweils zwischen 125 Gramm und 126 Gramm pro Kilometer. Im Juni wurde ein Rückgang auf 121,7 Gramm pro Kilometer beobachtet. Vor einem Jahr – in dieser Zeit hat sich der Anteil alternativer Antriebe um knapp 23 Prozentpunkte erhöht - lag er noch bei 150 Gramm pro Kilometer. Da seit Anfang 2019 der CO2-Ausstoß nach WLTP gemessen wird, sind die Werte mit denen des alten NEFZ-Verfahrens nicht direkt vergleichbar. Nimmt man einen Umrechnungsfaktor von 1,2, so würde der aktuelle CO2-Ausstoß nach NEFZ 101,4 Gramm pro Kilometer betragen. Der letzte, nach NEFZ veröffentlichte CO2-Wert aus August 2018 betrug 131,8 Gramm pro Kilometer.
Bei einem Gesamtmarktplus von gut 24,5 Prozent verbesserten zwölf Marken unter den Top 15 ihr Vorjahresergebnis. Verluste mussten Mercedes (minus 19,3 Prozent), Ford (minus 27,1 Prozent) und Renault mit minus 2,2 Prozent hinnehmen. Die stärksten Gewinne konnten Hyundai (plus 81,5 Prozent), Opel (plus 69,3 Prozent) und Seat (plus 62,6 Prozent) verbuchen.
Eindeutige Nummer eins mit einem Marktanteil von 20,8 Prozent blieb VW. Es ist der höchste Marktanteil für die Wolfsburger seit November 2019. Die Nummer zwei, BMW, kam auf einen Marktanteil von glatt acht Prozent. Den dritten Rang belegte Audi (7,3 Prozent) vor Mercedes (6,5 Prozent). Opel belegte mit 6,0 Prozent Rang fünf.
Nach sechs Monaten und einem Gesamtmarktplus von 14,9 Prozent haben nur Mercedes leichte Verluste (minus 0,6 Prozent) und Ford mit minus 16,9 Prozent deutliche Verluste eingefahren. Die höchsten Gewinne wurden bei Opel (plus 39,9 Prozent), sowie bei Seat (plus 31,4 Prozent) und Hyundai mit plus 29,0 Prozent beobachtet.
Lesen Sie auch:
Daten des CAAM: Chinesischer Automarkt im Juni geschrumpft
Studie: Alterungstrend der Neuwagenkäufer schwächt sich ab
US-Automarkt erholt sich: VW, BMW und Audi steigern Absatz kräftig
Aus dem Datencenter:
Pkw-Neuzulassungen in Deutschland im Juni 2021
Neuzulassungen in einem Juni in Deutschland von 2000 bis 2021
Marktanteile der Top-15-Marken im Juni 2021 in Deutschland
Top 15 Markenentwicklung – Juni 2021 in Deutschland
Marktanteile von deutschen Premium- und Volumenmarken und Importeuren – Juni 2021 und Entwicklung
Marktanteile nach Antriebsarten im Juni 2021
Marktanteilsveränderung nach Antriebsarten in Deutschland im Juni 2021