Die Hardwarenachrüstung von Diesel-Pkw zur Stickoxidreduzierungen dürfte nicht so funktionieren, wie Verkehrsminister Scheuer sich das vorgestellt hat. Denn der größte unter den Anbietern solcher Nachrüstsysteme macht vorerst nicht mit:
HJS fürchtet, dass die Nachfrage zu niedrig sein könnte, um die Anlaufkosten zu decken, da die Dieselhalter nur in seltenen Fällen auf Zuschüsse zur Umrüstung hoffen können. HJS fordert von Regierung oder Automobilherstellern, die Anlaufkosten abzusichern. Kleinere Anbieter wollen allerdings Systeme anbieten.
HJS stehe für die Nachrüstung von PKW sowie Nutzfahrzeugen „Gewehr bei Fuß“, man habe aber als mittelständiges Unternehmen nur begrenzte finanzielle Möglichkeiten, heißt es bei dem Unternehmen im Sauerland. Der Start des Nachrüstprogramms erfordere vom Unternehmen einen zweistelligen Millionenbetrag. HJS beschäftigt etwa 450 Mitarbeiter.
„Wir stehen vor einem beachtlichen unternehmerischen Risiko “, betont Stefan Lefarth gegenüber der Automobilwoche. Der Manager, der in der HJS-Geschäftsleitung die Strategie und Produktinnovation verantwortet, betont: „Ohne dass Regierung oder Fahrzeughersteller die Anlaufkosten absichern, werden wir nicht in den Markt gehen. Wir stehen Gewehr bei Fuß, aber derzeit legen wir den Schalter noch nicht um.“
Um für alle Euro-5-Fahrzeuge von Herstellern mit breiten Produktpaletten wie Daimler oder VW Nachrüstlösungen in den Markt zu bringen seien pro Marke zweistellige Millionenbeträge erforderlich. Zwar sei die Basistechnologie verfügbar und für alle Fahrzeuge vergleichbar, aber die Anpassung der Nachrüstsysteme an die speziellen Randbedingungen jedes Fahrzeugtyps sei mit hohem Aufwand verbunden.
Es müssten darüber hinaus Fertigungseinrichtungen geschaffen und zum Marktstart die Lieferkette befüllt werden. Auch die Erfüllung der – von Lefarth grundsätzlich unterstützten – hohen Zertifizierungsanforderungen, sei aufwendig.
Die Fahrzeuge müssen auf Basis der RDE-Regelungen (Real Driving Emissions) mit mobilen Testsystemen auf der Straße beweisen, dass sie die Emissionen unter 270 Gramm Stickoxid pro Kilometer senken. Zudem darf der Dieselverbrauch maximal um sechs Prozent steigen.