Grenadier schlägt Defender

Er ist die Ikone aller Geländewagen schlechthin und gilt als Urvater aller echten Dreck- und Wühlfahrzeuge. Seine Langlebigkeit ist legendär, seine weltweite Verbreitung ebenso. Gut 60 Jahre lang wurde er in ein und derselben Fabrik im britischen Solihull gefertigt.

Doch jetzt hat er einen mit vollem Einsatz geführten Kampf verloren: Der Land Rover Defender muss sich in einem Rechtsstreit mit seinem neuen Rivalen Grenadier geschlagen geben. Letztlich hat Land Rover durch die umfassende Modernisierung und Designänderung des Ur-Defenders und durch das Auslaufen des alten Defenders im Jahr 2016 selber für den Ausgang des Streits gesorgt.

In dem Zwist zwischen Land Rover und der neuen Autosparte des britischen Chemie-Konzerns Ineos entschied jetzt ein Londoner Gericht: Auch mehr als 60 Jahre Tradition reichen nicht aus, um ein Fahrzeugdesign vor jeglicher Kopierkunst zu schützen. Das Gericht verwarf das Ansinnen von Land Rover, dem Unternehmen Ineos das Design seines Geländewagens Grenadier zu untersagen, weil es dem alten Defender ersichtlich ähnlich sieht.

Das Gericht anerkannte zwar, dass das Außendesign des Grenadier "für einen durchschnittlichen Konsumenten" dem Design des alten Defender sehr ähnlich sehe. Womöglich könne solch ein Durchschnitts-Konsument sogar gar keinen Unterschied erkennen. Dennoch sei die Karrosserieform des alten Defender "nicht ikonisch genug", um gesetzlich geschützt werden zu können, befanden die Richter.

Jaguar Land Rover zeigte sich in einer ersten Reaktion tief enttäuscht über das Urteil. "Der Land Rover Defender ist ein ikonisches Fahrzeug und Teil der Geschichte, der Gegenwart und der Zukunft von Land Rover", heißt es in einer Erklärung des zuir indischen Tata Group gehörenden Autobauers. In mehreren Ländern sei das Design des alten Defenders als Marke geschützt, so Land Rover weiter.

Ineos erklärte seinerseits, man setze nun seine Pläne für den Verkaufsstart des Grenadier fort, der 2021 auf den Markt kommen solle.

Der kantige Grenadier hat genauso wie sein Vorbild, der alte Defender, einen Leiterrahmen und Starrachsen. Eine wichtige Rolle spielen dabei Partner auf dem Festland: Magna bringt den Grenadier zur Serienreife, ZF liefert das Getriebe, Gestamp den Leiterrahmen, Carraro die Achsen.

Die Diesel- und Benzinmotoren mit jeweils sechs Zylindern kommen von BMW Das Entwicklungszentrum der Ineos-Autosparte liegt deshalb in Böblingen bei Stuttgart - nah an den Lieferanten.

Die Idee zum Grenadier entstand 2016, als Land Rover das Ende des Defenders bekanntgab. Ineos-Chef Jim Ratcliffe, der mit seinem Unternehmen Milliarden gemacht hat, versuchte zunächst, mit Land Rover zu kooperieren und den alten Defender weiterzubauen.

Als diese Gespräche scheiterten beschloss er, einen eigenen Geländewagen auf den Markt zu bringen und benannte das Projekt nach seinem Londoner Lieblingspub Grenadier. "Es gab kein am Nutzen orientiertes Offroad-Fahrzeug mehr. Daraus entstand unsere Blaupause für einen leistungsfähigen, robusten und verlässlichen Offroader, der auch das anspruchsvollste Gelände der Welt meistern kann", sagt Ratcliffe, der als Hobby auch den Fussballverein OGC Nizza aus der ersten französischen Liga sponsert.

Lesen Sie auch:

Ineos Grenadier geht auf die Zielgerade

Jaguar Land Rover: Entscheidungen über Modellstreichungen stehen bevor

Land Rover feiert Comeback des Defender

Brexit-Befürworter Ratcliffe hate keine Angst vor dem Brexit