Giugiaro baut Hyundai-Studie von 1974 neu

Er gilt als Vater des VW Golf, hat das Automobildesign seit den 1970er Jahren wie kein anderer geprägt: Die Rede ist von Giorgetto Giugiaro (84), der seine Firma Ital Design 2010 an den Volkswagen-Konzern verkauft und sich 2015 mit seinem Sohn Fabrizio mit der Firma GFG Style wieder selbständig gemacht hat. Jetzt hat er sich mit dem Hyundai-Konzern zusammengetan, um eine verschollene Ikone wiederauferstehen zu lassen: die Studie Pony Coupé von 1974, deren Spuren sich schon vor Jahrzehnten in Korea verloren haben.

Bis zum Frühjahr 2023 wird GFG Style das Hyundai Pony Coupé Concept von Grund auf neu erstellen. Das gaben Giorgetto und Fabrizio Giugiaro sowie Hyundai-Konzerndesignchef Luc Donckerwolke und Hyundai-Motor-Chefdesigner Sangyup Lee in der koreanischen Hauptstadt Seoul bekannt. Das gemeinsame Projekt könnte "den Weg ebnen für zukünftige Zusammenarbeiten", unterstrich Donckerwolke.

Giugiaro und Hyundai sind durch eine lange Historie miteinander verbunden. Schon das erste Serienmodell, die Fließhecklimousine Pony, entstammt der Feder des Italieners. Auch das Facelift sowie das Nachfolgemodell Excel wurden von Giugiaro verantwortet. In der oberen Mittelklasse lancierte Hyundai 1982 das Spitzenmodell Stellar, das Anklänge an Lancia und Maserati aufwies. Und schließlich hat Giugiaro auch den Sonata von 1988 gezeichnet. Danach stiegen die Koreaner auf eigene Entwürfe um, die mit dem Stellar begonnene Historie der oberen Mittelklasse und Oberklasse mündete jedoch schließlich in der Nobelmarke Genesis.

Auf Giugiaro aufmerksam geworden war der damalige Hyundai-Konzernchef über die von Giugiaro gezeichnete Studie Audi Asso di Picche. Mitte der 70er Jahre hatte Hyundai eine Serienproduktion des hübschen Pony Coupé geprüft, dann aber – nicht zuletzt wegen der wirtschaftlichen Lage in Korea – von den Plänen Abstand genommen.

Unter Donckerwolke und Lee erfährt die kühl-geometrische Giugiaro-Ästhetik bei Hyundai eine erstaunliche Renaissance. So war die Studie Hyundai 45 von 2019, die mit wenig Änderungen zum Elektroauto Ioniq 5 führte, explizit vom Hyundai Pony inspiriert; sogar die Darstellungstechnik der veröffentlichten Skizzen orientierte sich am früheren Giugiaro-Stil. 2021 baute ein Team von Designern einen originalen Pony zum "Restomod"-Elektroauto um, und das nun vorgestellte Concept N Vision 74 nimmt explizit bezug auf die Pony-Coupé-Studie von 1974. Mit diesem Prototypen wurden die sozialen Medien im Sturm erobert.

Das von GFG Style zu bauende Pony Coupé soll übrigens kein Restomod-Fahrzeug werden, sondern zu 100 Prozent originalgetreu dem ursprünglichen Modell entsprechen – inklusive Verbrennungsmotor und Stahlfelgen. Einen ähnlichen Ansatz hat BMW 2019 mit dem verlorengegangenen Konzept namens Garmisch verfolgt. Mit dem Neuaufbau will Hyundai, so Donckerwolke, die Lücke schließen, die mit dem Verlust des Originals in der Firmenhistorie entstanden ist. 

Übrigens konnte Giugiaro am Rande der Veranstaltung in Seoul mit einer speziellen Anekdote aufwarten: Eigentlich sollte der VW Golf auf die Modellbezeichnung Pony hören; der Italiener ist noch heute im Besitz eines entsprechenden Typenschilds. Als die Wolfsburger via Giugiaro mitbekamen, dass Hyundai die Einführung eines gleichnamigen Modells plante, musste schnell ein neuer Name gefunden werden.

Die von Giugiaro gezeichneten Modelle VW Golf, Scirocco und Passat der ersten Generation gelten übrigens auch in Wolfsburg nach wie vor als Ikonen. Das VW-Design zehrt bis heute von den damals geschaffenen Grundlagen und Giugiaros Ex-Firma gehört weiterhin zum VW-Orbit. Die jetzt zwischen dem Design-Altmeister und dem kraftstrotzenden Hyundai-Konzern neu geschmiedete Verbindung dürfte man von dort aus mit Argusaugen beobachten.

Aus dem Datencenter:

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