Nach Jahren der Rekorderträge dreht sich der Wind auf dem Gebrauchtwagenmarkt. Frank Eberhart, Geschäftsführer der Ramsperger-Gruppe (Umsatz circa 150 Millionen Euro), erklärt, vor welchen Risiken Händler stehen, wie er damit umgeht und warum VW-Händler trotz der weiter bestehenden Ablehnung aktuell einen Vorteil durch das Agenturmodell haben.
Herr Eberhart, wie steht es aktuell um den Gebrauchtwagenmarkt? Ist die Nachfrage ähnlich wie bei Neuwagen am Boden?
Wir verzeichnen derzeit einen stetigen, wenn auch noch nicht dramatischen Rückgang der Nachfrage. Wir merken auch, dass sich das Fahrzeugspektrum, für das sich Kunden interessieren, gewandelt hat. In den letzten Jahren standen vor allem junge Gebrauchte als Alternative zum Neuwagen im Fokus. Dieses Interesse ist durch das hohe Preisniveau und die hohen Finanzierungskosten durch die gestiegenen Zinsen jedoch stark zurückgegangen. Die Verbraucher konzentrieren sich stattdessen auf Fahrzeuge im Alter von drei bis vier Jahren, die besser in ihr monatliches Budget passen. Die große Herausforderung für uns ist jetzt, die passende Ware zu beschaffen.
Wie macht sich das bei Ihren aktuellen Verkaufszahlen bemerkbar?
Wir haben immer noch ein relativ stabiles Gebrauchtwagengeschäft, auch wenn wir etwas Federn lassen mussten. Wir kommen auf gute Stückzahlen, merken aber einen Anstieg bei den Standtagen und im Bestand. Die Lage ist nicht so dramatisch, wie viele befürchtet haben und längst nicht so gravierend wie bei den Neuwagen. Klar ist aber: Hier steht eine Konsolidierung des Marktes bevor.
Mit welchen Verkaufszahlen rechnen Sie im nächsten Geschäftsjahr?
Das lässt sich kaum verlässlich planen. Ich rechne aber damit, dass die Verkaufszahlen bei Neu- und Gebrauchtwagen erst einmal fallen und auch die Erträge pro Fahrzeug deutlich sinken. Die Entwicklung hängt stark davon ab, ob und in welchem Umfang jetzt wieder Neuwagen kommen. Im Moment liefern die Hersteller mit Hochdruck den Auftragsbestand der letzten Jahre aus. Laut VW reicht der aktuelle Auftragsbestand noch etwa sechs Monate. Es kommt aber zu wenig nach. Aus unserer Sicht müssten die Hersteller längst dafür sorgen, dass wieder mehr Aufträge geschrieben werden. Das passiert aber derzeit nur in zu geringem Umfang. Wir hatten im Gegenteil erst vor wenigen Wochen eine nochmalige Preiserhöhung. Die Hersteller hören die Signale des Marktes nicht – oder sie hören sie wohl, aber das Controlling bremst den Vertrieb ein.