Zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate hat der Daimler-Konzern seine Gewinnprognose für dieses Jahr nach unten korrigieren müssen und die Börsen aufgeschreckt. Das Ergebnis soll nun deutlich unter Vorjahr liegen, was einem Minus von mehr als zehn Prozent entspricht.
Innerhalb weniger Minuten verringerte sich der Börsenwert des Unternehmens daraufhin um mehr als zwei Milliarden Euro. Für Daimler-Chef Dieter Zetsche kommt es auf den letzten Metern seiner Amtszeit knüppeldick. Im Mai will er die Führung an Ola Källenius übergeben. Doch die Liste der Probleme wird immer länger.
Zuerst machte den Stuttgarter der Handelsstreit zwischen den USA und China zu schaffen, weil sich die edlen SUVs aus dem amerikanischen Tuscaloosa für den Export nach China deutlich verteuerten. Hinzu kamen die hohen Kosten für die Umstellung auf den Prüfzyklus WLTP, die alle Hersteller unterschätzt hatten. Jetzt droht auch noch eine Umrüstung von bis zu 150.000 Fahrzeugen, die mit dem von der EU verbotenen Kältemittel R134a ausgestattet sind.
Daimler hatte sich aus Sicherheitsgründen geweigert, auf das klimafreundlichere R1234yf umzusteigen und könnte nun dazu gezwuungen werden. Neben schwächeren Märkten droht zudem der Diesel-Skandal mit Software-Updates, Umtauschprämien und möglichen Hardware-Nachrüstungen auch für Daimler immer mehr zum Fass ohne Boden zu werden.
Noch besteht kein Grund, in Panik zu verfallen. Der Konzern ist trotz des Gegenwinds robust genug, die zusätzlichen Belastungen zu schultern. Dennoch dürfte nun dem letzten Mitarbeiter klar geworden sein, dass es nicht immer nur nach oben gehen kann.
Die zuletzt immer häufigeren Gewinnwarnungen aus der Autobranche sind aber auch ein Warnsignal an die Politik. Es muss endlich Schluss sein mit der unsäglichen Diesel-Debatte. Die Autoindustrie braucht klare Regeln und Ansagen, damit sich die Unternehmen auf die Zukunftsaufgaben konzentrieren können. Sonst ist die große Krise, vor der Volkswagen-Chef Herbert Diess vor einigen Tagen eindringlich gewarnt hatte, womöglich gar nicht mehr so weit weg.
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