Vier Fragen zu Ford Saarlouis

Ford stellt derzeit seine gesamte Modellstrategie in Europa Schritt für Schritt auf rein elektrische Pkw um. Dabei ist Ford in den ersten Jahren stark auf die enge Kooperation mit Volkswagen angewiesen. Der deutsche Autobauer liefert für Ford seinen Modularen E-Antriebs-Baukasten (MEB). Während einer Laufzeit von sechs Jahren soll VW insgesamt 1,2 Millionen Plattform-Einheiten an Ford liefern.

Da Ford aus Kostengründen die Produktion der MEB-basierten Modelle auf weniger Werke konzentrieren will, schrieb das Unternehmen einen internen Wettbewerb zwischen dem Werk in Saarlouis und dem spanischen Werk in Valencia aus. Am 22. Juni vergangenen Jahres teilte Ford mit, dass Valencia diesen internen Wettbewerb für sich entschieden habe. Deshalb werde im Werk Saarlouis im Sommer 2025 die Produktion des Focus eingestellt. Ein anderes Modell werde auch nicht mehr in Saarlouis gebaut.

An dem Aus der Focus-Produktion in Saarlouis im Sommer 2025 hat sich nichts geändert. In der jüngsten Betriebsvereinbarung mit dem Betriebsrat sicherte das Unternehmen jedoch zu, dessen ungeachtet bis zum 31.12.2032 die Zahl von 1000 Stellen am Standort zu sichern. Diese Vereinbarung gilt aber nur für den Fall, dass bis dahin kein geeigneter Investor oder keine geeignete Investorengruppe gefunden wird, der oder die einen Großteil des Werkes übernimmt.

Das Unternehmen kommuniziert nicht den Stand von Verhandlungen und nennt keine Gesprächspartner. Mitgeteilt wurde lediglich, dass bereits mit zahlreichen potenziellen Investoren gesprochen wurde. An diesen Gesprächen ist auch die Landesregierung im Saarland beteiligt.

Aus dem Umfeld der Beteiligten war zu hören war, dass Ford unter anderem mit dem chinesischen Autokonzern BYD sowie mit den beiden Auftragsfertigern Magna (Österreich) und Nedcar (Niederlande) sprach. Im Februar reiste eine Ford-Delegation nach China, um vor Ort Gespräche zu führen. Über Ergebnisse dieser Reise wurde nichts mitgeteilt. BYDs Executive Vice President Stella Li dämpfte zudem die Erwartungen an Investitionen in Saarlouis mit der Bemerkung, das Unternehmen sei eher daran interessiert, eigene Werke zu bauen, als die Fabriken anderer Hersteller zu übernehmen.

Saarlands Wirtschaftsminister Jürgen Barke (SPD) sagte am Mittwoch zum Stand der Investorensuche, er sei überzeugt, dass man "eine gute Nachfolgelösung finden werde". Nach vielen Gesprächen mit potenziellen Investoren habe sich mittlerweile die Spreu vom Weizen getrennt und man führe "konkrete, intensive Verhandlungen mit ernsthaften Interessenten."

Der Betriebsratsvorsitzende im Werk Saarlouis, Markus Thal, bezeichnet die jüngste Betriebsvereinbarung zur Sicherung von 1000 Ford-Arbeitsplätzen als wesentlichen Zwischenschritt. "In unzähligen Verhandlungsrunden, die zum Teil äußerst kontrovers geführt wurden und des Öfteren kurz vor dem Abbruch standen, konnten wir uns als Betriebsrat in wesentlichen Punkten durchsetzen", erklärte Thal.

Dennoch bleibe noch viel zu tun. Viele weitere Arbeitsplätze könnten nur gerettet werden, wenn einer oder mehrere Investoren gefunden würden. Falls bei der nächsten anberaumten Betriebsversammlung am 22. Juni kein Investor vertraglich gesichert sei, werde man einen Arbeitskampf vorbereiten, kündigte er an.

Aus dem Datencenter:

Modellvorschau der Marke Ford bis 2025