Der Rauswurf von Jörg Stratmann bei Mahle kommt nicht wirklich überraschend. Schon länger hat sich angedeutet, dass der 51-Jährige bei Arbeitnehmern und Aufsichtsrat nicht mehr die volle Unterstützung hat. Als Sinnbild dafür mag das Firmenjubiläum im vergangenen Jahr gelten. Statt einer großen Feier zum 100-jährigen Bestehen des traditionsreichen Zulieferers machte im Dezember der Betriebsrat Front gegen die Firmenleitung. Auf großen Pappgeschenken waren Forderungen wie "kein Personalabbau" oder "kein Outsourcing" zu lesen." Stratmann habe die Transformation verschlafen, so der Vorwurf.
Fehlt die Bindung zur Mannschaft, muss der Trainer gehen. Insofern ist der Rauswurf ein konsequenter Schritt. Tatsächlich gelang es Stratmann nach dem plötzlichen Weggang von Wolf-Henning Scheider zu ZF im Jahr 2018 nicht, so etwas wie Aufbruchstimmung in dem Unternehmen zu erzeugen. Das mag auch an seiner zurückhaltenden Art liegen. Zwar investiert das Unternehmen in Elektromobilität und Brennstoffzelle. Doch das wirkt in vielen Fällen halbherzig – und das Problem ist, dass davon meist nur ausländische Standorte profitieren. In Deutschland dagegen ist die Abhängigkeit vom Verbrenner hoch und die Angst vor der Zukunft entsprechend groß.
Bisher ist dem Konzern zur Transformation nicht viel anderes eingefallen, als im großen Stil Stellen abzubauen. Das mag als Instrument kurzfristig taugen, um die Kosten zu senken und die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. Als langfristiges Konzept taugt es nicht, zumal bei solchen Abbauprogrammen meist die guten Köpfe von Bord gehen. Wer immer die Geschicke von Mahle in Zukunft lenkt, muss den Konzern auch bei alternativen Antrieben technologisch an die Spitze bringen. Und er muss den Mitarbeitern die Zuversicht zurückgeben. Sonst könnte Mahle unter denjenigen Zulieferern sein, die am Ende als die großen Verlierer des Wandels dastehen.
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