Herr Mauser, Harman ist seit 2017 Teil des Samsung-Konzerns hat eine ganze Reihe Marken im Portfolio, von Bang & Olufsen über Harman Kardon bis JBL. Blicken Sie noch durch?
Unsere Multimarkenstrategie mit unserem sogenannten House of Brands hat sich durchweg bewährt. So haben wir für unterschiedliche Autohersteller jeweils einen eigenen Brand. Das verlangen OEMs wie etwa BMW oder Audi, um sich differenzieren zu können. Auch innerhalb eines Herstellers braucht es Differenzierung. So nutzt BMW in der Oberklasse die von uns exklusiv für den Automotive-Bereich lizensierte Marke Bowers & Wilkins, ein Segment darunter ist es Harman Kardon. Wir können das durch unser House of Brands bieten.
Was bringen Ihnen die neuen Megatrends vom autonomen Fahren bis hin zu Elektrifizierung?
Auch für uns zählt wie in der gesamten Autobranche "CASE", also connected, autonomes, shared und elektrifiziertes Fahren. Als Fahrer kann ich per Cloud Daten und Informationen im Auto permanent updaten - unser digitales Cockpit ist damit immer aktuell - und über unsere "Personi-Fi"-Technologie gleichzeitig ein personalisiertes Hörerlebnis schaffen. Diese Connectivity-Technologie wird dann auch für das Carsharing relevant, weil der Kunde seine digitale Umgebung in jedem Auto sofort zur Verfügung hat. Das Autosystem lebt wie ein Smartphone.
Damit haben Sie das C und das S in CASE abgehakt...Wo kommt das A bei Ihnen vor?
Ich persönlich fahre ja gern und schnell Auto. Aber die Welt ändert sich. Durch das autonome Auto bekomme ich freie Zeit. Ich kann sie produktiv verbringen oder zur Unterhaltung nutzen. Entertainment ist per se unsere Stärke. Und ich kann die Zeit auch zur Entspannung nutzen. Hier bieten wir Lösungen an, etwa indem wir die Windgeräusche des Autos herausfiltern. Oder bei der In-car-Kommunikation, mit der Passagiere während der Fahrt entspannt miteinander sprechen können.
Bleibt noch das E für Elektrifizierung.
Ein elektrisches Fahrzeug muss laut gesetzlicher Vorschriften zum Schutz anderer Verkehrsteilnehmer Sound abstrahlen. Das liefern wir bereits für zahlreiche Kunden, vor allem in China und den USA. Zudem haben wir neben diesen externen Geräuschen auch für internen Sound Lösungen. Wenn Sie einen Tesla fahren, fehlt Ihnen ohne Sound das Gefühl für Geschwindigkeit. Wir geben Fahrern in der Elektromobilität dieses Fahrgefühl zurück.
Wie groß schätzen Sie das Marktvolumen ein?
Allein VW will jährlich eine Million Elektrofahrzeuge bauen. Das sind zehn der Prozent gesamten Flotte. Externe Soundsysteme werden also zehn Prozent Marktanteil haben können. Den Branded-Premium-Markt sehen wir aktuell bei vier Milliarden Euro. Von den 80 Millionen gebauten Fahrzeugen pro Jahr haben 15 Prozent ein Branded-Premium-Audiosystem. Das heißt, 85 Prozent haben noch keines. Bei diesem Marktpotenzial setzen wir an.
Allerdings werden viele Hersteller sich das nicht leisten wollen oder können.
Es gibt OEMs, die verstanden haben, dass In-car-Experience die Zufriedenheit der Kunden deutlich erhöht. Nach unseren Studien und Umfragen steigt die Zufriedenheit um 30 Prozent. Und bessere Restwerte kommen für den Autobesitzer auch noch hinzu. Die Hersteller haben mehr Content im Auto zu bieten und damit unweigerlich ein höheres Ergebnis. Und wir verkaufen es ihnen. Es ist eine Win-win-win-Situation.
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