Herr Frickenstein, BMW will 2021 mit den iNext automatisiertes Fahren auf Level 3 anbieten. Warum erst dann?
Wir haben für 2021 den BMW iNext mit der Fähigkeit zu Level drei des automatisierten Fahrens angekündigt und gleichzeitig befähigen wir das Fahrzeug für Level vier und Level fünf. Technologisch bereiten wir uns über einen skalierbaren Baukasten vor und durchdenken das automatisierte Fahren ganzheitlich. Wir wollen also nicht eine Level drei-Lösung und dann eine Level vier und Level fünf-Lösung entwickeln. Wir entwickeln einen Baukasten, der durchgängig von Level drei bis Level fünf funktioniert.
Level 4 und Level 5 werden dann je nach Marktsituation freigeschaltet?
Je nach Marktsituation oder Nachfrage des Kunden, je nach Einsatzgebiet oder Freigabe in den Städten. Bei Level vier und Level fünf gehen wir heute davon aus, dass wir die Technologie ohnehin zunächst nur in einigen Städten oder in bestimmten Regionen launchen können. Eine weltweite Freigabe für Level vier und Level fünf wird es nach jetzigem Kenntnissstand mittelfristig noch nicht geben.
Rechnen Sie damit, dass die Gesetzgebung bis 2021 ausreichend vorangekommen ist?
Die deutsche Bunderegierung hat uns enorm geholfen, die Entwicklung des autonomen Fahrens voranzubringen. Die US-Regierung hat uns wesentlich geholfen, dass wir die Zulassung für die USA bekommen und zwar in der Größenordnung bis zu 100.000 Fahrzeuge für einen Hersteller. Deshalb glauben wir, dass wir mit der Ankündigung 2021 richtig liegen.
Sind China und USA schneller als Deutschland?
Es ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Wir haben ein weltweites Portfolio und wollen unsere Fahrzeuge weltweit vermarkten. In den Ländern mit der zügigsten Gesetzgebung werden wir bei den ersten Anbietern am Markt sein. ?Die Sicherheit der Systeme hat aber immer höchste Priorität.
Was ist auf Herstellerseite die größte Herausforderung in den kommenden Jahren hinsichtlich des autonomen Fahrens?
Die Integration ins Fahrzeug, hier sind wir traditionell sehr stark, das Umfeld-Modell mit der Sensorfusion und die künstliche Intelligenz sind die wesentlichen Herausforderungen. ?Technologisch wird die Herausforderung das Backend mit Datacenter und die Simulation in der Test-und Erprobungsphase sein. Ohne künstliche Intelligenz wird eine Realisierung des vollautomatisierten Fahrens nicht möglich sein. Dafür haben wir - und tun es noch - eine eigene Truppe aufgebaut, die in der Lage ist, mit den anderen auf Augenhöhe Algorithmen zu entwickeln.
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