Der Ex-Opel-Chef und heutige Start-up-Manager Karl-Thomas Neumann vermisst den Veränderungswillen traditioneller Autohersteller. "Ich glaube nicht, dass Hersteller ihr bestehendes Geschäftsmodell radikal infrage stellen, denn es geht ihnen in erster Linie darum, ihr bestehendes Geschäftsmodell zu schützen", sagte Neumann in einem Interview mit VDE-Verbandszeitung.
Im Gegensatz zu neuen Playern wie Uber haben die Autokonzerne für ein datenbasiertes Geschäftsmodell "weder die digitale Kultur, noch sind sie dafür richtig finanziert".
Zudem seien deren Elektroautos sind im Grunde nicht anders konstruiert als bisher. In der Elektromobilität "werden wir glauben gemacht, dass wir künftig alle mit elektrischen SUVs durch die Städte und über Land fahren – alles wie heute, bloß elektrisch", so Neumann weiter. Doch sei Elektromobilität für die meisten Menschen zu teuer.
Sein Start-up Canoo (ehemals Evelozcity) will es anders machen. Die Firma wurde vor zwei Jahren von den deutschen Ex-Industriemanagern Stefan Krause und Ulrich Kranz in Torrance/Los Angeles gegründet. Neumann stieß nach seinem Ausscheiden als Opel-Chef dazu. "Wir setzen auf ein Abo-Modell und damit auf Sharing und auf kleine Autos", so Neumann. Das Canoo-Gefährt lasse sich für Sharing- oder Ride-Hailing-Dienste nutzen.
Canoo konzentriert sich auf Technologie, Design und Marketing – ohne eigene Fertigung. Nach Informationen der Automobilwoche sucht Canoo einen Auftragsfertiger und ist in Gesprächen mit Magna Steyr. 2021 soll das Produkt auf den Markt kommen.
Auch bei den neuen Elektro-Start-ups zweifelt Neumann an einer richtigen Disruption. "Viele Start-ups konzentrieren sich auf die Tesla-S-Nische. Aber wie viele Kunden soll es noch geben, die 100.000-Dollar-Autos kaufen?", fragt Neumann.
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