Hallo? Wollen die mich auf den Arm nehmen, oder haben sie doch noch irgendwo einen neuen Diesel aus dem Hut gezaubert bei Mercedes? Denn anders kann doch die Reichweitenanzeige von mehr als 1000 Kilometern nicht zu erklären sein, erst recht nicht in so einem kleinen Auto, das nicht mehr Platz für Batterien bietet als ein GLA. Doch das hier ist keine Mogelpackung und auch nicht das heimliche Comeback des Selbstzünders. Sondern ich sitze im effizientesten Mercedes aller Zeiten und dem aktuell wohl auch sparsamsten Elektroauto der Welt: Nachdem er auf zwei Langstreckenfahrten im April und im Juni jeweils mehr als 1000 Kilometer ohne Ladestopp mit einem Verbrauch von weniger als 9 kWh auf 100 Kilometern absolviert hat, steht der Mercedes Vision EQXX jetzt zum ersten Mal auf für Externe zur Testfahrt bereit.
Und die beginnt überraschend unspektakulär: Denn auch wenn der Wagen außen aussieht wie ein GT für Übermorgen und Designchef Gorden Wagener drinnen seinen üblichen Zierrat aus Rosé-Gold verteilt und mit neuen, natürlich im höchsten Maße nachhaltigen Materialien experimentiert hat, wirkt der EQXX aus der Fahrerperspektive ausgesprochen gegenwärtig – zumal die Bedienelemente alle aus EQS & Co stammen und der jetzt noch größere und brillantere und vor allem jetzt endlich einteilige Hyperscreen weitgehend schwarz bleibt, um Energie zu sparen. Einzig an den dünnen Sitzen merkt man, dass man in einem Showcar fährt, und am bescheidenen Fond, in dem die Rückbank so unbrauchbar ist, dass Mercedes die hinteren Türen nur angedeutet hat.