Angenehmer Nebeneffekt des unkonventionellen One-Bow-Designs: Während die Hinterbänkler vom riesigen Radstand und den kurzen Überhängen profitieren und bei der Länge der "kurzen" S-Klasse mehr Beinfreiheit genießen als in der langen Version, freuen sich auch die Lademeister: Mit einer Kofferraumklappe bis ins Dach und einer umklappbaren Rückbank bietet der EQS zwischen 610 und 1.770 Liter Stauraum und wird so zum ersten Mitglied der S-Klasse-Familie, mit dem man sich auch an der Warenausgabe von Ikea blicken lassen kann. Dafür opfern die Schwaben dann auch bereitwillig den Frunk im Bug und nutzen den Platz lieber für einen raumgreifenden Hepa-Filter, mit dem sie den EQS-Fahrern die sauberste Luft versprechen, die es bis dato in einem Auto gegeben hat. Selbst Corona-Viren bleiben so angeblich draußen.
Auch wenn die – natürlich digitale – Weltpremiere noch aussteht, bittet Chefingenieur Christoph Starzynski schon zu einer ersten Mitfahrt rund um Stuttgart und sein Kollege Oliver Röcker zeigt stolz, was die Luxuslimousine alles draufhaut: Überraschend ist dabei weniger der spontane Antritt, der trotz 2,5 Tonnen und mehr einen Sprintwert unter fünf Sekunden ermöglicht und damit mühelos in AMG-Sphären vordringt. Sondern viel eher verwundert das Limit bei 210 km/h, das zwar viel ist für ein E-Auto, aber wenig für einen Mercedes mit dem S im Typenkürzel.
Vor allem aber beeindruckt der EQS mit einem Maß an Fahrkultur, wie es bislang allenfalls die Maybach-Versionen der S-Klasse geboten haben. Wer erst einmal den künstlichen Raumschiff-Sound oder das imitierte V8-Grummeln deaktiviert hat, reist in absoluter Stille: Weil der Wind so wenig Widerstand findet und sämtliche Antriebskomponenten noch einmal umschäumt wurden, wird man eher die Digitaluhr ticken hören, als dass ein Fahrgeräusch an die Ohren dringt. Und weil es natürlich serienmäßig eine Luftfederung gibt, fühlt man sich wie auf Wolken gebettet.