"Entscheidend ist der Aufstieg ins Transporter-Segment"

Herr Hancke, Mosolf hat einen Vertrag mit Cenntro geschlossen zum Vertrieb der Cenntro-Produkte. Zuvor verkauften Sie ein baugleiches Fahrzeug mit Tropos Motors. Was hat sich geändert?

Gregory Hancke: Cenntro ist bei Tropos Motors Europe eingestiegen und hat 65 Prozent übernommen. Wir bleiben mit 35 Prozent beteiligt. Dies ermöglicht uns nun einen Zugriff auf das gesamte Cenntro-Produktportfolio. Wir können unseren Kunden künftig deutlich mehr Produkte bieten.

Ihr früherer Partner, Tropos Technologies Inc., arbeitet jetzt mit Sevic zusammen und verkauft das nahezu baugleiche Fahrzeug in Europa. Wie kann das laufen?

Was Sevic macht, weiß ich nicht. Dass Plattformen geteilt werden, ist in der Branche nichts Neues. Die Aufbauten für das Fahrzeug kommen von uns, entsprechend können wir uns unterscheiden. Grundsätzlich gilt: Wettbewerb ist immer gut. Das führt zu besseren Produkten. Am Ende entscheidet der Kunde.

Als Sie vor zwei Jahren starteten war das mittelfristige Ziel 5000 Einheiten. Ist das jetzt nur noch halb so groß?

Unsere Ziele haben wir noch nicht erreicht. Corona und Lieferengpässe bei bestimmten Bauteilen haben uns einen Strich durch die Vertriebsaktivitäten gemacht. Dies war unter anderem ein Grund, weshalb wir uns nach einem strategischen Investor umgeschaut haben, der ein zuverlässiges Lieferantennetzwerk und ein breites Produktportfolio hat. Mit dem erweiterten Angebot haben wir ein deutlich größeres Potenzial und rechnen mittelfristig mit 8000 bis 10.000 Einheiten im Jahr in der Region EMEA.

Was trägt zu den deutlich erhöhten Erwartungen bei?

Entscheidend ist unter anderem der Aufstieg in das N1-Segment, also ins Transporter-Segment. Das neue, größere Modell bringen wir als nächstes auf den Markt. Vor allem in Deutschland, wo Kunden derzeit die staatliche Förderung erhalten, rechnen wir hier mit einem großen Interesse. Wir gehen davon aus, dass unser neuer Transporter einen Anteil von 60 bis 70 Prozent an unserem Absatz in Deutschland ausmacht.

Welche weiteren Modelle kommen?

Wir konzentrieren uns auf Light Electric Commercial Vehicles für unterschiedlichste Zielgruppen. Wir wollen den Kunden auch unterhalb und oberhalb des Cenntro Metro ein Angebot machen und die letzte Meile und den ländlichen Raum mit verschiedenen Fahrzeugen abdecken. Dabei wollen wir dem Kunden alles aus einer Hand bieten: Finanzierung, Leasing, Miete, Beratung, Aftersales und das passende Fahrzeug mit dem richtigen Aufbau.

Entscheidend ist derzeit, ob die Fahrzeuge geliefert werden können.

Die Produktionskapazitäten sind bei uns vorhanden. Eine größere Herausforderung ist es mit dem Transport von Asien nach Europa, hier sind aktuell die Kapazitäten überbucht.

Produzieren Sie weiterhin in Herne?

Für den Cenntro Metro bekommen wir weiterhin die entsprechenden Teile geliefert. In unserem SKD-Werk in Herne machen wir die Endfertigung und die Individualisierung der Aufbauten. Unser künftiges N1-Modell kommt als fertiges Fahrzeug in Belgien an, wo wir mit einem anderen Unternehmen aus der Mosolf Gruppe die Fahrzeuge zum Verkauf vorbereiten. Weitere Modelle zur Fertigung in Herne sind in Planung.

Sie verkaufen sowohl online als auch über ein Vertriebsnetz mit in Deutschland bislang 50 Standorten. Wie geht es weiter?

Daran werden wir auch künftig festhalten. Etwa 60 bis 70 Prozent laufen über unsere Partner, die restlichen 30 bis 40 Prozent der Verkäufe tätigen wir direkt oder gemeinsam mit unseren Partnern.

Soll das Netz weiter wachsen?

Wir sehen die Händler als unsere Partner, die auch etwas verdienen sollen. Im Vertriebsnetz haben wir noch den einen oder anderen weißen Fleck, den wir füllen wollen. Zudem schauen wir uns an, ob wir uns aufgrund des ausgebauten Portfolios stärker Richtung Nutzfahrzeuge spezialisieren.

Zuletzt hat man aus Händlerkreisen wenig Begeisterung über das Fahrzeug gehört, aufgrund der Qualitätsmängel.

Das Produkt Automobil ist komplex, wir arbeiten täglich an der Verbesserung der Qualität. Wir kennen das Potenzial, die Qualität auf ein noch höheres Niveau zu bringen, was wir aktuell tun.

Das Interview führte Christoph Baeuchle

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