Die Automobilindustrie ist glaubwürdig, sympathisch und sorgt für nachhaltige individuelle Mobilität. Haben Sie leise Zweifel an dieser Darstellung? Viele Menschen in der EU haben diese Zweifel und mit ihnen auch viele Politikerinnen und Politiker, die über die Zukunft der Automobilindustrie und die dort beschäftigten Menschen entscheiden.
Die Branche hofft auf offene Ohren in Brüssel, Paris und Berlin - und auf positive Schlagzeilen in den Massenmedien. Doch oft genug erlebte sie in den vergangenen Jahren das Gegenteil: Häme und Gleichgültigkeit, Verweise auf Selbstgerechtigkeit und immer wieder der Verweis auf das Lügengebilde des Dieselskandals.
In einem solchen gesellschaftlichen Kontext konnten Aktivisten-Bewegungen wie "Extinction Rebellion" entstehen, die in der Breite nicht auf Kopfschütteln, sondern zumindest klammheimlich auf Zustimmung treffen. Selbst die radikale Einschränkung individueller Freiheit wird inzwischen von vielen Wählerinnen und Wählern als notwendig erachtet, um dem Automobil seinen jahrzehntelang eingenommenen Platz auf den Straßen und in der Gesellschaft zu nehmen. Die designierte VDA-Präsidentin Hildegard Müller tritt damit in eine hochpolitisierte Diskussion um das Automobil schlechthin ein. Wie gut sie die Branche vertritt, wird nicht mehr nur vom Grad ihrer Vernetztheit mit der Politik abhängen, sondern stärker denn je von ihrer Glaubwürdigkeit in der Öffentlichkeit. Dabei ist sie selbstverständlich auf die Unterstützung aller VDA-Mitglieder angewiesen.