Und nun taucht plötzlich ein Investor auf, der dem Grammer-Vorstand vorhält, bei steigenden Umsätzen „nicht mit dem nötigen Engagement“ gegen sinkende Gewinnmargen vorzugehen. Damit katapultierte er die zuletzt eher bröckelnde Aktie erneut zu einem Höhenflug. Seit Jahresbeginn ist der Kurs erneut um etwa 17 Prozent gestiegen.
„Der Investor“ – das sind eigentlich zwei: die Cascade International Investment GmbH und die Halog GmbH, die jeweils zehn Prozent der Grammer-Anteile halten. Hinter diesen Investment-Vehikeln stehen die Brüder Kenan und Demir Hastor, die Söhne des bosnischen Geschäftsmannes Ninjaz Hastor. Die Hastors haben schon im vergangenen Jahr von sich Reden gemacht. Damals stoppte die zum Hastor-Firmenreich gehörende Prevent-Gruppe die Belieferung von Volkswagen mit Sitzbezügen und Getriebeteilen und legte damit vorübergehend Teile der VW-Produktion lahm.
Nun haben sich die Hastors den Amberger Hersteller von Nutzfahrzeugsitzen und Modulen für die Pkw-Innenausstattung vorgenommen. Sie fordern eine außerordentliche Hauptversammlung, wollen den Vorstandschef ablösen und den Aufsichtsrat zu 80 Prozent mit eigenen Leuten besetzen.
Sensibilisiert durch das aggressive Geschäftsgebaren der bosnischen Unternehmer gegenüber dem mächtigen VW-Konzern im vergangenen Jahr haben diese die gesamte Autobranche in Aufruhr versetzt. Der Grammer-Vorstand lehnt die Forderungen der Hastors rundweg ab. Autohersteller beobachten das Gerangel mit großer Aufmerksamkeit. Sie befürchten, dass die Hastors durch Zukäufe wichtiger Zulieferbetriebe ihr Druck- und Blockadepotential auf die Automobilindustrie weiter ausbauen. In der bayerischen IG-Metall-Zentrale herrscht Alarm-Stimmung: „Einem möglichen feindlichen Übernahmeversuch durch die Hastor-Familie werden wir uns als Arbeitnehmer daher vehement widersetzen“, wird der bayerische IG-Metall-Chef Jürgen Wechsler zitiert.