Knall auf Fall hat FCA seinen Heiratsantrag an Renault zu mitternächtlicher Stunde zurückgezogen, nachdem der Verwaltungsrat von Renault zu keiner Entscheidung gekommen war. Sämtliche Reißbrettanalysen in den Medien landen somit in der Ablage P. Auch wenn die meisten zu dem Ergebnis kamen, dass der ökonomische Fit, die Synergien durchaus gegeben waren. Selbst bei der kulturellen Integration hätten die Chancen nicht schlecht gestanden, obgleich ja zwei Drittel aller Fusionen oder Übernahmen daran scheitern. Bei Renault hat man bewiesen, dass man, anders als VW mit Suzuki, auch mit der japanischen Kultur erfolgreich arbeiten kann. Und Sergio Marchionne und Fiat haben mit der Chrysler-Integration Daimler gezeigt, wie man kulturelle Gräben überbrückt. Der große Wurf wäre die Fusion allerdings erst mit einer gestärkten Allianz zwischen Renault und Nissan geworden. Mit 15Millionen Fahrzeugen weltweit hätte der neue Firmenverbund im Automobilgeschäft alles verändert.
Dennoch haben sich bei der entscheidenden Abstimmung im Verwaltungsrat die beiden Nissan-Vertreter angeblich enthalten. Hat Fiat-Erbe und FCA-Verwaltungsratschef John Elkann bei seinem Angebot vielleicht doch die politischen Faktoren und die Tiefe der Verwerfungen zwischen Renault und Nissan im Kontext der Ghosn-Affäre unterschätzt? Oder hat er vielleicht zu sehr auf Emmanuel Macron gesetzt? Denn der erste Mann der Grande Nation hätte es industriepolitisch mit dem größten Automobilkonzern der Welt doch richten können. Nach dem ergebnislosen Gespräch des französischen Wirtschaftsministers Bruno Le Maire mit seinem japanischen Amtskollegen in Paris hätte er das Gespräch mit Shinzo Abe, dem japanischen Premier, suchen können. Spätestens allerdings nach dem erfolglosen Versuch von Verwaltungsratschef Jean-Dominique Senard in Japan, die Verantwortlichen bei Nissan von den Vorzügen einer engeren Allianz zu überzeugen. Ob Macron es versucht hat, wissen nur wenige. Gelungen ist es Monsieur Le Président jedenfalls nicht, zumindest nicht mehr rechtzeitig.
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