Plug-In-Hybride sind in der Theorie eine feine Sache. Tägliche Pendelstrecken in die Stadt lassen sich rein elektrisch und damit lokal emissionsfrei bewältigen, am Wochenende geht es dann mit Hilfe des Verbrenners zu den weiter entfernten Verwandten. Die ermittelten Testverbräuche von meist deutlich unter zwei Litern pro 100 Kilometer lassen sich in der Realität aber nur selten erreichen, wie eine neue Studie des International Council on Clean Transportation (ICCT) und des Fraunhofer Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI) zeigt. Umweltorganisationen fühlen sich in ihrer Kritik bestätigt, die Hersteller verweisen auf der Art der Anwendung.
Die Forscher des ICCT, die auch den Diesel-Skandal ins Rollen brachten, haben dafür die Fahrdaten von weltweit rund 100.000 privat und dienstlich genutzten Plug-In-Hybriden ausgewertet. Insgesamt decken die Daten laut ICCT 66 verschiedene Plug-In-Modelle und 202 Modellvarianten ab. Das Ergebnis ist über alle Länder hinweg ziemlich eindeutig. "Die realen Kraftstoffverbräuche und CO2-Emissionen von PHEV sind im Mittel zwei bis vier mal höher als in Testzyklen", heißt es in der Auswertung der Experten. Damit sei die Spanne der Abweichungen deutlich höher als bei Verbrenner-Fahrzeugen. Bei Dienstwagen lag die Abweichung sogar bei einem Faktor von drei bis vier.
Dies hat vor allem mit dem mittleren elektrischen Fahranteil zu tun. Dieser fließt in den Testverbrauch bei Privatfahrzeugen mit 69 Prozent ein. Im realen Betrieb werden dagegen laut Studie nur 37 Prozent erreicht. Bei Dienstwagen sind es gar 63 Prozent im Test und nur 20 Prozent in der tatsächlichen Nutzung. Den höchsten realen elektrischen Fahranteil bei Privatnutzern beobachteten die Experten in Norwegen (53 Prozent) und den USA (54 Prozent) für Privatfahrzeuge. In Deutschland, wo die Stichprobe erheblich kleiner war, lag dieser Anteil bei 43 Prozent. In China sind es nur 26 Prozent. Bei Dienstwagenfahrern ist die Quote mit 18 Prozent Batteriefahrten in Deutschland noch niedriger.