Es ist grau und kühl auf der kleinen Teststrecke im Wolfsburger VW-Werk. Doch für Dzemal Sjenar strahlt trotzdem die Sonne. Denn nur wenige Tage nach der IAA-Premiere bittet der oberste Prototypenbauer der Niedersachsen heute zum ersten Test mit seinem jüngsten Baby und schickt hinter meterhohen Zäunen und drei Sicherheitsschleusen den ID Life auf seine Jungfernfahrt. Zwar dauert es noch drei, vier Jahre, bis der kleine Stromer in Serie geht. Doch sind der Wagen und seine Botschaft für die Wolfsburger zu wichtig, um bis dahin ungehört zu verhallen. Schließlich er als neues Einstiegsmodell der ID-Familie dem Namen "Volkswagen" wieder gerecht werden und auch Elektromobilität für eine breitere Bevölkerungsschicht doch noch erschwinglich machen. Denn bei aktuell mindestens 35.460 Euro für den ID.3 ist Volkswagen von volkstümlichen Preisen weit entfernt und muss das Geschäft mit den größeren Stückzahlen zu kleineren Preisen den europäischen Importeuren oder im schlimmsten Fall den Chinesen überlassen.
War der Kleinwagen in München noch der große Star, wirkt er auf dem Testgelände im Herzen des Werkes fast schon verloren. Schließlich ist er mit seinen 4,09 Metern fast 20 Zentimeter kürzer als der ID.3. Und das bisschen mehr Bodenfreiheit, das ihn näher an einen T-Cross rückt als an den gleich langen Polo, hebt ihn auch nicht wirklich in den Blickpunkt - da können seine Kulleraugen, die vorne wie hinten bis auf die Farbe absolut symmetrisch sind und verdächtig an den Honda E erinnern, noch so charmant grinsen.