Auf den ersten Blick sieht die fest vereinbarte Zusammenarbeit zwischen Ford und Volkswagen im Nutzfahrzeugbereich aus wie business as usual: Zwei Autohersteller tun sich zusammen, um eine Produktgattung gemeinsam in größerer Stückzahl und damit vor allem kostengünstiger entwickeln und produzieren zu können.
Doch hinter dem Handschlag von VW-Vorstandschef Herbert Diess und Ford-Boss Jim Hackett steckt weit mehr als eine einzelne Kooperation. Die beiden Autobauer sind bereit, in den wichtigsten Feldern künftiger Mobilität sehr eng zusammenzuarbeiten. Denn unstrittig ist, dass sich der zukünftige Erfolg einer Automarke an deren Fähigkeit bemisst, in den Bereichen autonomes Fahren, Elektromobilität und neue Mobilitätsdienste Treiber zu sein statt Getriebener.
Wenn zwei der ganz Großen in der Branche diese Absicht haben, dann muss das die gesamte Branche aufhorchen lassen. Die Chance, mit geballter Kraft Innovationen schnell und kostengünstig marktreif zu entwickeln, ist enorm. Ebenso enorm freilich ist die Chance beider Hersteller, angesichts der schieren Menge an Kooperationsfeldern zu scheitern. Sei es an unterschiedlichen Anforderungen, an der unterschiedlichen Unternehmenskultur oder schlichtweg am Ehrgeiz der jeweiligen Entwickler, sich bei einem gemeinsamen Projekt durchzusetzen.
Jim Hackett und Herbert Diess haben mit der bewusst vage gehaltenen Absichtserklärung im Prinzip nichts ausgeschlossen. Was dies für die Entwicklung und die Fertigung künftiger gemeinsamer Fahrzeuge und Technologien bedeutet, ist heute noch kaum absehbar. Standorte sind hier gleich im Dutzend betroffen. Keine Frage, die Kooperation hat das Potenzial, beide Unternehmen von Grund auf zu verändern.