Ein weiterer Anlauf

Nun also Genesis. Nach Lexus und Infiniti ist die Hyundai-Tochter die dritte asiatische Nobelmarke, die ihr Glück auf dem europäischen Markt versucht. Die Erfolgsaussichten sind bescheiden, wie ein Blick in die Vergangenheit zeigt: Seit 1990 versucht die Toyota-Tochter Lexus vergeblich, Audi, BMW und und Mercedes ernsthaft Konkurrenz zu machen. Zwar hat die Marke sich mit ihrer Qualität und den vor Kurzem noch konkurrenzlosen Hybridantrieb eine Fangemeinde aufgebaut, aber mit den Verkaufszahlen der deutschen Premiumhersteller konnte sie nie konkurrieren.

Jedenfalls nicht in Europa. In den USA sieht das anders aus, da ist Lexus durchaus auch mit Blick auf den Absatz ein ebenbürtiger Rivale. In Europa aber sind die deutschen Premiumhersteller sehr stark. Das musste auch Infiniti erfahren. Die Tochter von Nissan hat seit 2008 vergeblich versucht, in Westeuropa Fuß zu fassen. Vor zwei Jahren verkündete sie ihren Rückzug.

Ob Genesis mehr Erfolg haben wird, ist zweifelhaft. Erste Tests haben gezeigt, dass die Koreaner ein respektables Auto auf die Räder gestellt haben, das es im Hinblick auf Luxus durchaus mit der Konkurrenz aufnehmen kann. Doch ihm fehlen mindestens zwei Punkte für den Erfolg: Erstens fehlt ihm ein zeitgemäßer Antrieb. Nur reine Diesel- und Benziner stehen zur Wahl, kein Elektroantrieb, kein Hybrid, nicht mal einmal Mildhybrid-System. In einer Zeit, in der sich die E-Mobilität auf breiter Front durchsetzt, ist das kein Ruhmesblatt für eine vergleichsweise junge Marke, die zudem den Anspruch erhebt, im Premiumsegment zu wildern.

Zweitens fehlt Genesis ein Alleinstellungsmerkmal, ein Grund, weshalb die Kunden sich für ein Auto ihrer Marke entscheiden sollten. Audi, BMW und Mercedes haben ihre Historie, Lexus hatte lange Zeit den Hybridantrieb. Und Genesis? Die Modelle sind deutlich preiswerter als die der Konkurrenz, sie bieten viel Gegenwert fürs Geld. Doch das war in dieser Preisklasse noch nie ein schlagendes Argument.

Nur ein ausländischer Hersteller hat es in den letzten Jahren geschafft, Audi, BMW und Mercedes das Fürchten zu lehren: Tesla. Doch die Amerikaner haben eben das, was Genesis fehlt. Sie unterscheiden sich deutlich von der etablierten Konkurrenz, nicht nur aufgrund des Antriebs. Hinzu kommen das Image, das Tesla sich erarbeitet hat, der Ruf von Elon Musk, die Over-the-air-Updates und vieles mehr, was die Kunden reizt. Für einen weiteren Premiumhersteller mit konventionellen Antrieben dürfte es hingegen sehr schwer werden.

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