Genau daran aber gibt es Zweifel. Denn die Japaner fühlen sich von den Franzosen überrumpelt und wehren sich gegen eine geplante Verschmelzung mit Renault.
Sie haben in puncto Produktion und Absatz inzwischen ein deutlich höheres Gewicht in der 1999 gebildeten französisch-japanischen Allianz als Renault, das Nissan zu 43 Prozent kontrolliert und das Sagen hat, während umgekehrt Nissan nur 15 Prozent von Renault kontrolliert, aber praktisch keine Mitsprache hat.
Seit der Verhaftung des allmächtigen CEO Carlos Ghosn werden die Karten neu gemischt: Zwischen den Partnern Renault und Nissan herrscht Eiszeit und Stillstand. Nicht auszuschließen, dass das Bündnis von Renault und Nissan-Mitsubishi – Nissan ist mit 36 Prozent an dem Unternehmen beteiligt - aufgelöst wird. Eine Allianz mit FCA wäre für Renault dann womöglich nur eine Art Plan B, also eine Absicherung für den Fall, andernfalls allein dazustehen.
Renault und Fiat Chrysler würden in diesem Fall einen Konzern bilden, der viele Schwächen aufweist. Der Oberklassepol um Maserati und Alfa Romeo ist zu klein, um ernsthaft mit den Platzhirschen Daimler, BMW und Volkswagen (Audi, Porsche) oder Volvo und Jaguar konkurrieren zu können.
Die beiden Marken aber wieder zu ernsthaften Wettbewerbern zu machen bräuchte es Unsummen und viel Geduld und die Wiedergewinnung verlorenen Renommés und verlorener Marktanteil ist teuer. Die Aussichten, dass dies gelingt, sind zudem unsicher. In Asien aber wäre ein Konzern ohne Nissan-Mitsubishi ein Niemand.
Nur in Südamerika und in den USA sowie, mit Einschränkungen in Europa, wäre ein solches Bündnis von Bedeutung. Größtes Plus wäre sicherlich das Know-how in Sachen Elektromobilität. Doch ohne einen asiatischen Teil ergibt eine Fusion vermutlich keinen Sinn. Denn die Musik der Autobranche spielt künftig mehr denn je in China, Indien und in anderen Märkten dieser Region. Dort ist das Wachstum, dort werden heute die Standards gesetzt, etwa im Hinblick auf alternative Antriebsmethoden.
Insofern würde einer Fusion allein aus Renault und Fiat Chrysler ein wichtiges Standbein fehlen. Ohne Nissan-Mitsubishi oder einen anderen Partner aus dem asiatischen Raum ergäbe es nur eingeschränkt Sinn.
Insofern ist die geplante Allianz vermutlich nicht die ideale Konstellation. Eine Partnerschaft bzw. Fusion mit einem asiatischen Produzenten wie Hyundai, über die in der Vergangenheit wiederholt spekuliert worden war, wäre insofern vermutlich sinnvoller.
Aber nun bleibt erst einmal abzuwarten, ob es überhaupt zu der Fusion zwischen Renault und Fiat Chrysler kommt und welche Rolle Nissan-Mitsubishi spielen wird. Spannende Zeiten in der Autoindustrie.
Lesen Sie auch:
Angriff auf VW: Fiat Chrysler schlägt Fusion mit Renault vor
FCA schlägt Fusion mit Renault vor: Warum Fiat Chrysler so dringend einen Partner braucht
Fiat, Jeep, Alfa Romeo und Renault: Modellvorschau 2019 bis 2021