Die Zustimmung für die E-Mobilität sinkt wieder

Die massiven Verkaufserfolge der Elektro- und Hybridautos in Deutschland lassen vermuten, dass E-Mobilität in der Breite der Bevölkerung angekommen ist. Das ist jedoch einer Umfrage des Instituts für Demoskopie (IfD) Allensbach zufolge ein Irrtum.

Der "Mobilitätsmonitor 2020" kommt zu dem Schluss, dass die Vorbehalte gegen E-Mobilität wieder ansteigen. Unter anderem bezweifeln 2020 sogar mehr Befragte, ob ein E-Auto wirklich umweltverträglicher ist als ein Verbrennerfahrzeug.

Für viele Automanager überraschend dürfte auch folgende Umfrage-Erkenntnis sein: Zwar ist eine Mehrheit der Befragten überzeugt, dass der E-Mobilität die Zukunft gehört - doch nur noch 24 Prozent der Befragten wünschen sich, dass sie die Antriebsform der Zukunft wird. Zuvor waren noch 34 Prozent dieser Ansicht gewesen.

Die Umfrage führte das IfD im Auftrag der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech) durch.

Die starke Zunahme der E-Auto-Verkäufe darf demnach nicht darüber hinwegtäuschen, dass ein Großteil der Bevölkerung immer noch starke Vorbehalte gegenüber der E-Mobilität hat - und diese Vorbehalte nehmen sogar wieder zu.

2019 hatten im Mobilitätsmonitor 21 Prozent der Befragten erklärt, für sie komme die Anschaffung eines (rein batterieelektrischen) E-Autos in Frage. In diesem Jahr stieg dieser Anteil leicht auf 24 Prozent. Deutlich mehr können sich aber den Kauf eines Hybridautos vorstellen, nämlich 36 Prozent.

Nur 16 Prozent der Befragten hält die staatliche Förderung einer bestimmten Antriebstechnik für richtig. 48 Prozent dagegen erklärten, die Politik solle nur Vorgaben für die Umweltverträglichkeit von Neufahrzeugen machen, dabei jedoch nicht eine spezifische Antriebstechnologie bevorzugen. 36 Prozent waren in dieser Frage unentschieden.

Der frühere Daimler-Entwicklungschef Thomas Weber, der heute Vizepräsident von Acatech ist, kann diese Einschätzung der breiten Bevölkerung durchaus nachvollziehen. "Die einseitige Betonung der Elektromobilität führt zu Verzerrungen. Wir brauchen eine technologie-offene Diskussion über umweltverträgliche Antriebskonzepte", sagte er der Automobilwoche.

Die E-Mobilität sei zwar eine gute Lösung, doch sie brauche Zeit, um ihr volles Potenzial zu entfalten. "Das ist ein langer Transformationsprozess." Zudem seien die Rahmenbedingungen auf der Welt sehr unterschiedlich.

Henning Kagermann, Vorsitzender des acatech-Kuratoriums und des Lenkungskreises der Nationalen Plattform Zukunft der Mobilität (NPM), zeigte sich enttäuscht von einigen Ergebnissen der Allensbach-Umfrage. "Schade ist, dass viele Menschen noch die Umweltverträglichkeit der E-Mobilität in Frage stellen." Das liege vor allem daran, dass viele Studien dazu noch vom aktuellen Strommix ausgehen, der in Deutschland noch einen hohen Kohleanteil habe. "Wir können aber nicht 20 Jahre lang mit der E-Mobilität warten, bis wir grünen Strom haben."

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