Scharfen Widerspruch gibt es hingegen vom Biokraftstoffverband VDB: "Seit Jahren lobbyiert Transport & Environment mit falschen Behauptungen gegen Biokraftstoffe. Jetzt nimmt T&E schamlos den Krieg in der Ukraine als Vorwand, um seine bekannten Ziele voranzutreiben", erklärte Geschäftsführer Elmar Baumann auf Nachfrage der Automobilwoche. Mit einem Aus für Biokraftstoffe sei niemandem geholfen, vor allem nicht den Menschen in der Ukraine oder im globalen Süden. Es sei "reiner Populismus", die Produktion von Biodiesel mit leeren Regalen in den Supermärkten in Verbindung zu bringen. Es gebe ausreichend Pflanzenöl. Die Engpässe seien nur aufgrund von Hamsterkäufen entstanden. Es sei im Übrigen der stabilen Nachfrage der Biodieselindustrie zu verdanken, dass jetzt überhaupt genug Rapsöl zur Verfügung stehe um fehlendes Sonnenblumenöl zu substituieren.
Die aktuelle Krisensituation dürfe nicht als Anlass dienen, die deutschen und europäischen Klimaziele für das Jahr 2030 abzuschreiben. Diese seien ohne Biodiesel und Bioethanol nicht zu erreichen, so Baumann. Das sieht man beim Wirtschaftsverband Fuels und Energie (En2x) ähnlich. Dieser führt an, dass Biobenzin jährlich drei Millionen Tonnen CO2 spart. Der Verband spricht sich aber dafür aus, die Rolle der nahrungsbasierten Treibstoffe zu reduzieren und auf Alternativen zu setzen. Man sei überzeugt, "dass alternative Kraftstoffe, die auf Biomasse, Abfall und Reststoffen basieren, wichtige Beiträge zum Erreichen der CO2-Minderungsziele im Verkehr leisten können. In Zukunft müssen diese Kraftstoffe eine weit größere Rolle spielen als die Biokraftstoffe der ersten Generation aus Anbaubiomasse", teilte der Verband auf Anfrage der Automobilwoche mit. Das passiere auch schon. Umstrittene Rohstoffe wie Palmöl etwa könnten bereits ab 2023 nicht mehr auf die Treibhausgasminderungsziele angerechnet werden. "Diese Entscheidungen unterstützen wir", so der Verband.
Widerspruch zum Klimaargument kommt vom DUH: Der mit dem Anbau von Raps oder Getreide einhergehende Flächenverbrauch mache Biokraftstoffe "in der Realität noch klimaschädlicher als fossilen Kraftstoff" und belaste durch die zusätzliche intensive Landwirtschaft Ökosysteme und Biodiversität.
Aus dem Datencenter:
CO2-Ausstoß in Deutschland bis Mai 2022