Bernd Gilgen, die Megatrends autonomes Fahren, alternative Antriebe und Car-IT treiben das Geschäft der Branche. Wer wird mittelfristig bei diesen Themen die Nase vorn haben, die klassischen OEMs oder IT-basierte Start-ups?
Es beschäftigt uns sehr, wer künftig unsere Auftraggeber sein werden. Ich sehe hier mehrere Strömungen. Einmal das "Business as usual", also klassische Besitzermodelle mit dem traditionellen OEM. Zum anderen diametral disruptive Verfahren, wo eine Transformation stattfindet. Alle konzentrieren sich auf die neuen Themen und vor allem bei der Konnektivität kommen dann Google und Co ins Spiel. Bei der Digitalisierung können vor allem die IT-Anbieter punkten. Gleichzeitig brauchen wir auch künftig die Industrie, die die Fahrzeuge in hoher Stückzahl baut. Deshalb glaube ich, dass es in der Branche ein Gleichgewicht geben wird: Der transformierte OEM, der sich neu erfindet, plus neue Marktbegleiter. Und wir werden beide bedienen.
Daimler-Chef Ola Källenius hat jüngst angekündigt, dass das Unternehmen in den nächsten fünf bis zehn Jahren gleichzeitig die Innovation vorantreiben und die Kosten senken muss. Wie lässt sich dieses Dilemma lösen?Die OEMs müssen sparen, obwohl sie Milliarden in die neuen Technologien stecken. Das muss kein Widerspruch sein. Die OEMs versuchen zum Beispiel, über Effizienzprogramme oder Kooperationen zu sparen. Daimler will bis zum Jahr 2022 seine Modellpalette komplett aufs Elektroauto umstellen, das heißt in jedem Segment wird es elektrifizierte Alternativen geben. Andererseits wollen unter anderem die Investoren aus Kuwait und China Geld verdienen. Um dieses Dilemma zu lösen, werden – nicht nur bei Daimler und nicht erst seit heute – die Kosten auch an die Lieferanten weitergegeben. Die Transformation kostet brutal viel Geld, der Margendruck steigt also. Andererseits: Woher soll das Geld sonst kommen? Der reine Autoverkauf bringt zu wenig, deshalb setzen jetzt alle auf die Monetarisierung der Daten durch Connected Services. Hier lauern natürlich die Mobilfunkanbieter, die auch am Spiel teilhaben wollen, und es dauert seine Zeit.