Die deutsche Wirtschaft ist angegraut. Die 30 DAX-Konzerne haben im Schnitt 130 Jahre auf dem Buckel. Die Automotive-Unternehmen im Index sind mit 115 Jahren auch nicht viel jünger. Das ist – positiv gewendet – erst einmal ein Zeichen für die tiefe, kraftvolle Substanz deutscher Weltkonzerne.
Das zeigt aber auch, dass in Deutschland wenig Neues nachgekommen ist. In den USA sind Dow-Jones-Firmen im Schnitt 90 Jahre alt. Dort haben sich in den vergangenen Jahrzehnten Technologiekonzerne wie Apple, Intel und Microsoft gegründet. Von dieser Innovationsstärke lebt die US-Wirtschaft heute. Die jugendliche Ausnahme im DAX ist der Softwarekonzern SAP, Jahrgang 1972. Allerorten wird gerade in Deutschland eine neue Start-up-Kultur ausgerufen, damit der Standort im digitalen Zeitalter nicht ins Hintertreffen gerät. Natürlich packt jedes traditionsreiche Unternehmen die überlebenswichtigen Digitalthemen an. Daimler, BMW oder Bosch müssen vorn mitspielen. Aber den jungen Playern wird zugetraut, dass sie – ohne die Last der Konzernstrukturen – oft neue Impulse setzen und ganze Märkte disruptieren.Während in den USA vor allem marketinggetriebene B2C-Start-ups erfolgreich sind, präsentieren sich deutsche Gründer vor allem im B2B-Bereich stark. Hinter vielen Geschäftsmodellen steckt Top-Technologie, gepaart mit deutscher Ingenieurskunst. Und sie sind realitätsnah: Sie bieten Lösungen da, wo auch Probleme sind. Allerdings trennt sich hier auch die Spreu vom Weizen.
Die Frage aber bleibt, was der Beweggrund der Start-ups für ihre Firmengründung ist. Wollen sie ein langfristiges Unternehmen aufbauen? Oder wollen sie den schnellen Exit? Wollen sie ein ernst zu nehmender Teil der Automotive-Industrie werden? Oder wollen sie Kasse machen?Gründer sind nur dann die Treiber, um Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten, wenn sie ihre Unternehmen entwickeln – so wie einst. Vor 130 Jahren.Lesen Sie auch:
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