Die niedrigsten Januarzulassungen aller Zeiten

Im Januar 2021 wurden in Deutschland 169.754 Pkw neu zugelassen. Das entspricht einem Minus von 31,1 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Es sind die niedrigsten jemals beobachteten Neuzulassungen in einem Januar. Auch wenn der Monat zwei Arbeitstage weniger hatte als im Vorjahr und auch der aktuelle Lockdown negative Effekte hatte, der hauptsächliche Treiber dieser negativen Entwicklung waren die starken Zulassungen zum Ende des vergangenen Jahres.

Speziell im Dezember 2020 – der Monat hatte die höchsten Dezemberzulassungen aller Zeiten – wurden viele Neuzulassungen vorgezogen. Hauptgrund war das Auslaufen der Mehrwertsteuersenkung, aber auch Hersteller und Händler ließen vor der Verschärfung der CO2-Grenzwerte außergewöhnlich viele Neuwagen zu. Diese Fahrzeuge fehlten im Januar und werden sich auch noch im Februar negativ auswirken.

Die privaten Zulassungen fielen mit einem Marktanteil von 28,8 Prozent erst zum zweiten Mal überhaupt unter die 30 Prozent-Marke. Gegenüber dem Vorjahr gab es ein Minus von 37 Prozent auf knapp 49.000 Neuzulassungen. Niemals zuvor wurden im einem Monat weniger neue Pkw auf Privatkunden zugelassen. Auch die gewerblichen Neuzulassungen mussten mit minus 28 Prozent deutliche Verluste hinnehmen und verzeichneten die niedrigsten Januarzulassungen seit zehn Jahren.

Seit Mitte Dezember gibt es in Deutschland wieder einen sogenannten harten Lockdown, der erst einmal bis Mitte Februar gelten soll. Anders als im Frühjahr läuft die Produktion aktuell noch weiter und auch die Straßenverkehrsämter ermöglichen– wenn auch unter Einschränkungen– die An- und Ummeldungen von Fahrzeugen. Der stationäre Pkw-Verkauf dagegen ist zurzeit wieder nicht möglich. Das hat auch der Gebrauchtwagenmarkt zu spüren bekommen. Die Besitzumschreibungen gingen um mehr als 29 Prozent zurück.

Ob die Einschränkungen ab Mitte Februar zurückgenommen werden, ist im Moment nicht absehbar. Ebenso sind die Auswirkungen auf die Wirtschaft insgesamt und damit auf den Arbeitsmarkt kaum vorherzusehen. Die Zahl der gemeldeten Arbeitslosen ist im Januar auf 2,9 Millionen gestiegen, ein Plus von knapp 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die aktuellen Vertrauensindizes zeigen eine deutliche Verunsicherung bei den Verbrauchern. Es besteht die Gefahr, dass die Ausgabenbereitschaft generell leiden wird. Andererseits sind die Ausgaben der privaten Haushalte während der Lockdown-Phasen deutlich zurückgegangen, wodurch sich ein nachgeholter Konsum einstellen könnte.

Bei der aktuellen Prognose geht die Automobilwoche davon aus, dass sich im Laufe des ersten Quartals eine Beruhigung der pandemischen Entwicklung abzeichnet und es nicht zu härteren Einschränkungen kommt. Zusätzlich mit den dann verstärkt verfügbaren Impfstoffen sollte sich die Situation ab Jahresmitte entspannen. Bis dahin bleibt die Situation voraussichtlich kritisch.

Die vergangenen Monate – vorgezogene Zulassungen Ende 2020 und der Absturz im Januar – eigenen sich nicht als Indikatoren für den weiteren Jahresverlauf. Es ist auf jeden Fall mit einem relativ schwachen ersten Quartal zu rechnen. Für das Gesamtjahr 2021 erwartet die Automobilwoche weiterhin Neuzulassungen in Höhe von 3,1 Millionen Pkw, ein Plus von 6,2 Prozent gegenüber vergangenem Jahr. Dabei wird allerdings eine zunehmende Dynamik erst ab Jahresmitte erwartet. Das durchschnittliche Niveau der Jahre 2015 bis 2019 von über 3,4 Millionen Neuzulassungen würde deutlich verfehlt.

Erstmals seit Mitte vergangenen Jahres konnten die alternativen Antriebe ihren Marktanteil in Summe gegenüber dem Vormonat nicht steigern. Nach 40,6 Prozent im Dezember fiel er im Januar auf 36,7 Prozent. Allerdings zeigt der Vergleich mit Januar 2020 ein deutliches Plus von fast 21 Prozentpunkten. Die Neuzulassungen von reinen Diesel-Pkw gingen im Vorjahresvergleich um knapp 45 Prozent zurück und erreichten nur noch einen Marktanteil von 26,1 Prozent. Die Benziner verloren gut die Hälfte ihrer Zulassungen und kamen auf eine Marktdurchdringung von 37,1 Prozent.

Hybride und reine Stromer konnten volumenseitig nicht an die Vormonate anknüpfen, in denen sie regelmäßig neue Rekorde aufstellten. Die reinen E-Mobile kamen auf 16.315 Neuzulassungen und fielen zum ersten Mal seit Oktober vorigen Jahres unter die Marke von zehn Prozent Marktanteil. Mit einem Anteil von 9,6 Prozent lagen sie deutlich hinter den Hybriden. Allerdings betrug das Plus gegenüber dem Vorjahr immer noch stattliche 118 Prozent.

Die normalen Hybride kamen auf ein Plus von zwölf Prozent. 24.861 Neuzulassungen bedeuteten einen Marktanateil von 14,6 Prozent. Sie sind die einzige der alternativen Antriebsarten, die einen Rekord-Marktanteil verbuchen konnte. Die Plug-in Hybride legten um 138 Prozent zu. Mit 20.588 Neuzulassungen erreichten sie einen Marktanteil von 12,1 Prozent und verfehlten den Rekordwert aus dem Vormonat.

Die Verschiebung zu den alternativen Antrieben hat deutliche Spuren beim CO2-Ausstoß der neu zugelassenen Pkw hinterlassen. Von Mai bis Dezember vergangenen Jahres war er kontinuierlich gesunken und lag im Dezember bei 117,1 Gramm pro Kilometer. Aufgrund der zurückgegangenen Anteile der Stromer ist er im Januar wieder auf 125,9 Gramm pro Kilometer gestiegen. Es ist aber immer noch der zweitniedrigste Wert, der jemals gemessen wurde.

Vor einem Jahr – in dieser Zeit ist der Anteil alternativer Antriebe um gut 20 Prozentpunkte gestiegen– lag er noch bei 151.5 Gramm pro Kilometer. Da seit Anfang 2019 der CO2-Ausstoß nach WLTP gemessen wird, sind die Werte mit denen des alten NEFZ-Verfahrens nicht direkt vergleichbar. Nimmt man einen Umrechnungsfaktor von 1,2, so würde der aktuelle CO2-Ausstoß nach NEFZ 104,9 Gramm pro Kilometer betragen. Der letzte nach NEFZ veröffentlichte CO2-Wert aus dem August 2018 betrug 131,8 Gramm pro Kilometer.

Bei einem Gesamtmarktrückgang von über 30 Prozent schaffte es immerhin eine Marke unter den Top-15, ihr Vorjahresergebnis zu verbessern. Volvo legte um 9,4 Prozent zu und belegte Platz 13 im Herstellerranking, vor Peugeot, Kia und Citroen und nur ganze zwei Neuzulassungen hinter Toyota. Überdurchschnittliche Verluste von mehr als 40 Prozent mussten Hyundai (minus 49 Prozent), Audi (minus 47,4 Prozent) und Ford (minus 41,1 Prozent) hinnehmen.

Eindeutige Nummer eins mit einem Marktanteil von 20,1 Prozent blieb VW. Für die Wolfsburger war es das erste Mal seit November 2019, dass sie die Marktanteilsmarke von 20 Prozent übertrafen. Auf den Plätzen dahinter folgten die drei Premium-Anbieter Mercedes (10,6 Prozent), BMW (9,7 Prozent) und Audi mit 6,8 Prozent. Die Top fünf werden von Skoda (Marktanteil: 6,7 Prozent) vervollständigt.

Dazu neu im Datencenter:

Pkw-Neuzulassungen in Deutschland im Januar 2021

Neuzulassungen in einem Januar in Deutschland von 2000 bis 2021

Marktanteile der Top-15-Marken im Januar 2021 in Deutschland

Top 15 Markenentwicklung – Januar 2021 in Deutschland

Marktanteile von deutschen Premium- und Volumenmarken und Importeuren – Januar 2021 und Entwicklung

Pkw-Besitzumschreibungen in Deutschland von Januar 2019 bis Januar 2021