Wenn ein CEO oder ein Manager Anteile des Unternehmens verkauft, ist das immer ein Alarmsignal für Aktionäre. Denn die Topmanager sind Insider, sie werden die Aktien zu einem Zeitpunkt verkaufen, von dem sie sich einen Höchststand des Kurses erwarten. Sie machen Kasse, so gut es geht, zum bestmöglichen Zeitpunkt.
Doch Musk darf das, ohne dass der Kurs oder er selbst Schaden nehmen. Er verkaufte jetzt Aktien für fast fünf Milliarden Dollar (inklusive Optionen), damit er Geld zum Versteuern hat. Das Unternehmen ist zurzeit mit mehr als einer Billion Dollar bewertet, die Aktie ist so teuer wie noch nie. Kürzlich wurde ein Megadeal mit Hertz über 100.000 Fahrzeuge bekannt, der die Aktie in ungeahnte Höhen trieb. Danach meldete sich Musk und erklärte, der Deal sei nicht unter Dach und Fach.
PR-Genie, das Musk nun einmal ist, befragte er zu Wochenbeginn per Twitter seine Follower, ob er Aktien verkaufen solle, und die sagten "Yes". He can. Auf diese Weise sah es so aus, als füge sich Musk der demokratischen Mehrheit und er tue nur, was das Volk will. Doch schon im September hatte er angekündigt, Aktien veräußern zu wollen. Hätte er die Fristen verstreichen lassen, wären bei Auslaufen seiner Aktienoptionen Ende des vierten Quartals Steuersätze von 50 Prozent fällig gewesen.
Elon Musks Bruder Kimbal Musk, Aufsichtsrat von Tesla, hat einen Tag vor der Twitter-Umfrage Aktien im Wert von mehr als 100 Millionen Dollar verkauft. Weitere Aufsichtsratsmitglieder veräußerten, als die Marktkapitalisierung derart in die Höhe schoss, Wertpapiere für mehrere hundert Millionen Dollar.
Das ficht die Fans nicht an. Der Börsenkurs von Tesla legte nach der Bekanntgabe des Verkaufs zu.
Musk ist von einem anderen Stern. Ob er Aktien bei Höchststand verkauft oder milliardenschwer in die umweltschädliche Währung Bitcoin investiert – er darf es. Gewerkschaften lehnt er ab, und wenn Tesla-Manager in Meetings Bedenken tragen, kann es sein, dass sie am anderen Tag nicht mehr da sind.
Mit seiner Methode hat es Musk zum Weltmarktführer in der Elektromobilität und zum reichsten Menschen dieses Erdballs gebracht.
Für deutsche Manager ist das nicht nachahmenswert. Hier hat ein Manager wie Herbert Diess an allen Fronten zu kämpfen, nachdem er einen radikaleren Kurs einschlug. Gewerkschaften schlagen hierzulande zurück, Aktionäre werden skeptisch, Mitarbeiter sind irritiert, Aufsichtsräte teils ratlos. Diess hat sich Musk und Tesla als Benchmark gesetzt und bedient sich ähnlicher Methoden.
Doch Tesla ist für deutsche Verhältnisse keine Blaupause. Deutschland ist Konsensgesellschaft, ist Kompromiss, ist Einvernehmlichkeit in den Entscheidungen. Das ist der Unterschied.
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