Die lange Liste der Probleme

Zwei Gewinnwarnungen innerhalb weniger Monate: Für den erfolgsverwöhnten Daimler-Konzern läuft es derzeit alles andere als gut.

Das belegen auch die Zahlen des dritten Quartals: Bis auf die Trucksparte mussten die Stuttgarter in jedem Geschäftsfeld Rückschläge einstecken. Der Konzerngewinn schrumpfte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um über ein Viertel auf 2,5 Milliarden Euro.

Die Marge der Pkw-Sparte fiel von 9 auf 6,3 Prozent und ist damit erstmals seit langer Zeit weit entfernt vom Ziel, das bei acht bis zehn Prozent liegt. Die Problemliste ist lang, wie dieser Überblick zeigt.

Die Umstellung auf den neuen Prüfzyklus WLTP zum ersten September 2018 hat bei nahezu allen Autobauern für erhebliche Verwerfungen gesorgt.

So musste auch der Daimler-Konzern viele Autos auf Halde stehen lassen, die nicht rechtzeitig ihre Zertifizierung erhalten haben. Dies betraf nicht nur Europa, sondern auch den amerikanischen Markt.

Daimler-Finanzchef Bodo Uebber bezifferte das Bestandsvolumen an Pkw und Vans zum Ende des dritten Quartals auf rund zwei Milliarden Euro. Dies wirkte sich negativ auf den Cashflow aus, der unter anderem maßgeblich ist für die Höhe der Dividende.

Diese Fahrzeuge sollen nun im vierten Quartal in die Märkte abfließen und für eine gewisse Normalisierung sorgen. Allerdings haben andere Hersteller genau das gleiche vor.

WLTP hat aber auch die Preise durcheinander gewirbelt. So drückte etwa der VW-Konzern im August noch massenhaft Autos in den Markt, die nach dem alten Testverfahren NEFZ zugelassen wurden. Andere Hersteller mussten mit Rabatten nachziehen.

Daimler spricht von einer "schlechteren Preisdurchsetzung", weil Kunden nicht ihre Wunschfahrzeuge zur Verfügung hatten und mit Anreizen auf Alternativen umgeleitet werden mussten.

Die Debatte um den Diesel wird für Daimler zum Fass ohne Boden. Zahlreiche Rückrufaktionen für Fahrzeuge mit geschönten Abgaswerten, freiwillige Software-Updates und die neuerlichen Umtauschprämien führen zu Belastungen, die Finanzchef Bodo Uebber im "dreistelligen Millionenbereich" ansiedelt.

Auch die neue Umtauschprämie dürfte sich negativ auf die Rendite auswirken. Uebber sprach von einer regen Nachfrage nach den Rabatten, die im Fall der S-Klasse bis zu 10.000 Euro betragen können.

"Natürlich belastet dies unsere Preisgestaltung. Wir werden aber damit umgehen müssen, denn wir wollen ja auch etwas für die saubere Luft tun", so Uebber.

Spekuliert wurde zuletzt auch wieder über drohende Strafzahlungen in den USA im Zusammenhang mit dem Diesel. Man arbeite konstruktiv mit den Behörden zusammen, sagte Uebber, ohne konkreter zu werden.

Wie kaum ein anderer Hersteller ist Daimler vom dem Zoll-Streit zwischen den USA und China betroffen. So erhebt China auf eingeführte Autos aus den USA einen Zuschlag von 40 Prozent.

Damit werden die im amerikanischen Werk in Tuscaloosa hergestellten hochwertigen SUVs wie GLE und GLS deutlich teurer.

Den Aufschlag kann Daimler jedoch nicht in voller Höhe an die Kunden weitergeben, weshalb die Marge dieser Autos zurückgeht.

Daimler-Chef Dieter Zetsche hatte beim Pariser Autosalon daher auch eine mögliche lokale Produktion für diese Fahrzeuge in China oder Asien ins Spiel gebracht. Hier sei aber noch keine Entscheidung gefallen, sagte Uebber.

Es war eigentlich gut gemeint. Als die EU im Jahr 2011 ein Verbot des klimaschädlichen Kältemittels R134 a verhängte, da weigerte sich Daimler zunächst, dies umzusetzen.

Bei Tests mit dem Ersatzmittel R1234yf hatte sich dieses als entflammbar erweisen. Aus Sicherheitsgründen hielt Daimler am alten Mittel fest und wollte parallel ein Kältemittel auf CO2-Basis entwickeln.

Im Jahr 2017 Daimler ordnete das KBA einen Rückruf für rund 130.000 Fahrzeuge der A-Klasse, B-Klasse, CLA-Klasse, S-Klasse und SL-Klasse, die im ersten Halbjahr 2013 mit dem Mittel R134a produziert worden waren. Dagegen legte Daimler Widerspruch ein.

Im April dieses Jahres stützte der Europäische Gerichtshof die Sichtweise der EU, der Rückruf könnte nun also akut werden. Die Umrüstung ist kostspielig, weil Daimler beim neuen Kältemittel R1234yf eine Art Feuerlöscher mit einbaut, um Brände im Motorraum notfalls zu verhindern.

Die oben genannten Probleme sowie die konjunkturelle Eintrübung machen sich auch deutlich beim Absatz bemerkbar.

Nach vielen Rekorden musste Daimler im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum einen Rückgang um vier Prozent auf 794.700 Pkw und Nutzfahrzeuge hinnehmen.

Nur die Sparten Lkw und Busse erreichten ein leichtes Plus. Bei den Pkw ging es mit 559.500 verkauften Einheiten und einem Minus von sechs Prozent besonders deutlich nach unten.

In Europa wurden von Juli bis September 223.600 Fahrzeuge der Marken Mercedes und Smart verkauft und damit zwölf Prozent weniger. In Deutschland lag das Minus mit 72.100 Einheiten sogar bei 13 Prozent.

Uebber rechnet für den Rest des Jahres wieder mit einer gewissen Erholung. Die Nachfrage sei da.

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