Herr von Alten, in der Branche gibt es angesichts des aktuellen E-Fahrzeug-Booms Sorge über die Restwerte. Ist sie berechtigt?
Ja. Das erste Problem ist die aktuelle Förderung von E-Autos. Das Zweite ist die Tatsache, dass ein Großteil der Fahrzeuge nicht verkauft, sondern geleast wird. Damit entsteht ein großer Gebrauchtwagenmarkt, von dem die E-Autos aber aktuell nicht abfließen. Verkäufer raten den Kunden teilweise sogar vom Kauf ab, weil die Restwertrisiken so hoch sind. Ich sehe hier ein riesiges Problem in den Bilanzen der Autohersteller entstehen. Was machen sie mit der Vielzahl an Elektroautos, wenn diese als Leasingrückläufer zurückkommen? Gebrauchte Benziner und Diesel konnte man noch nach Afrika und Osteuropa exportieren, aber mit den Elektroautos wird das nicht funktionieren.
Wie groß ist dabei das Problem der Rabattierung?
Alle Hersteller wollen den Anteil der verkauften Elektrofahrzeuge steigern, um unter anderem ihre CO2-Bilanzen zu verbessern und Strafzahlungen zu vermeiden. Deshalb werden sehr hohe Rabatte gewährt, zusätzlich zu den staatlichen Subventionen.
Verschieben die Hersteller das Problem damit nur?
Genau das ist der Fall. Sie lösen damit jetzt ein kurzfristiges Problem. Für die große Herausforderung in zwei, drei Jahren, wenn die Leasingrückläufer zurückkommen, gibt es heute noch keine Lösung.
Was wäre eine Lösung?
Die Kernfrage ist, wie man das Geschäft besser aussteuern und das Elektroauto, auch als Gebrauchtwagen, attraktiver machen kann. Hier spielen extrem viele Faktoren zusammen. Dieser Komplexitätsgrad ist selbst neu für die Autoindustrie. Da der Markt noch sehr klein und jung ist, gibt es bezüglich der Restwerte bisher keine Prognosequalität. Die Industrie muss sich dringend damit beschäftigen, wie man den Abfluss der gebrauchten Elektrofahrzeuge sicherstellt. Ich bin einmal gefragt worden, ob ich Händlern raten würde, gebrauchte E-Autos zu kaufen. Meine Meinung ist nein, denn sie kleben im Autohaus wie Kleister.